Marjorie Kelly: Wealth Supremacy - How the Extractive Economy and the Biased Rules of Capitalism Drive Today’s Crises, Berrett-Koehler Publishers, October 2023, Oakland, Canada.
Marjorie Kelly zeigt mit einer aussagekräftigen Analyse auf, wie die verborgene Kraft, die Voreingenommenheit, die die unendliche Gewinnung von Reichtum für die Wohlhabenden institutionalisiert, auch wenn dies für viele Menschen Stagnation oder Verluste bedeutet, viele der Krisen unserer Zeit antreibt.
Angesichts der jahrzehntelangen Desinvestition und Verarmung enthüllt die Darstellung der Autorin sicherlich auch eine schmerzliche Wahrheit für den Euroraum.
Die einseitige Ausrichtung auf (ökonomisch irrsinnigen) fiskalische Regeln a la Maastricht und die Schuldenbremse, aufoktroyiert von Berlin, die in die Struktur des europäischen Währungsraums eingewoben ist, schadet ohne Zweifel den Menschen, der Wirtschaft und dem Planeten.
Es geht darum, die Situation als Notlage zu erkennen, nicht nur die Notlage des Klimawandels und der Polykrise, sondern der Notfall der «financialization» (Finanzialisierung) und das unablässige Problem einer zu großen finanziellen Extraktion.
Ja, wir sprechen zwar über die Plutokratie, aber nicht genug über die zugrunde liegenden Regeln und Strukturen, die sie hervorbringen. Zum Beispiel nicht genug über die «Systemlogik» der neoliberalen Ideologie, die zur «financialization» und ihren destabilisierenden, verheerenden Auswirkungen, zur Prekarität, zur Vereinnahmung des Staatswesens führt.
Die Fragestellungen der Autorin führen zum unvermeidlichen Ergebnis eines Systems, das auf dem Mythos aufbaut, dass kein Reichtum jemals genug ist.
Die Tatsache, dass ein Drittel des BIP von der Finanzindustrie abgezogen wird, macht deutlich, dass das Finanzvermögen fünf oder mehr Mal so groß ist wie das BIP.
Marjorie Kelly erklärt den Weg als Zielsetzung ohne Umschweife:
Die Verlagerung von Reichtum und Macht aus den Händen der Wenigen in die Kontrolle der Vielen, die Aufgabe, ein System zu schaffen, das nicht darauf ausgerichtet ist, den finanziellen Reichtum zu maximieren, sondern das Leben blühen zu lassen.
Es ist jedoch vor diesem Hintergrund ganz bestimmt nicht klug, sich die Abschaffung allen Privateigentums zum Ziel zu setzen, wie es der Kommunismus vorsah, oder die Abschaffung aller privaten Unternehmen.
Sicherlich ist mehr öffentliches Eigentum erforderlich. Aber auch privates Unternehmertum ist unerlässlich. Das Gebot unserer Zeit ist, dass sie sich in eine neue Form entwickelt.
Eine nützliche Unterscheidung beispielsweise ist die zwischen Unternehmen, die Gewinn machen, und solchen, die auf Gewinnmaximierung ausgerichtet sind.
Eine Reihe von Fragen, die in Business Schools nicht gestellt werden, zum Beispiel wie die Konzepte der "Reichtumsvorherrschaft" (wealth supremacy) , der "Kapital-Hang" (capital bias) und der "Finanzialisierung" (financialisation) in der Kultur zum Ausdruck kommen können, unabhängig davon, ob wir mit ihnen einverstanden sind oder nicht.
Ein erkenntnisreiches, bemerkenswertes Buch mit einer tiefgreifenden Analyse.