Was ist der Unterschied zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit?
Inflation and Unemployment with «social-wide” Effects
Der zyklische Bärenmarkt entwickelt sich weiterhin nach dem traditionellen Muster.
Während sich die Bewertungen von den Extremen entfernen, da Inflation und Zinssätze neu bewertet werden, orientieren sich die Gewinnerwartungen neu.
Das Marktgeschehen hat sich damit gewandelt: weg von der Besorgnis über die Fähigkeit der Fed ein «soft-landing» herbeizuführen, und die Inflation zu zügeln, hin zu der Besorgnis über das Risiko einer Rezession, wie Lisa Shalett von Morgan Stanley beschreibt.
Und andererseits wird das Thema Inflation wieder grossgeschrieben.
Warum?
Weil eine Hyperinflation droht?
Oder weil die Arbeitslosigkeit so niedrig ist?
Ben Bernanke sagt auf einem Treffen in Washington, dass die Inflation ein größeres Problem sei als die Arbeitslosigkeit.
Der Unterschied zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit besteht darin, dass die Inflation einfach jeden betrifft. Die Arbeitslosigkeit betrifft einige Menschen sehr stark, aber die meisten Menschen reagieren nicht so stark auf die Arbeitslosigkeit, weil sie nicht persönlich arbeitslos sind. Die Inflation hat Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft,
so der ehemalige Fed-Vorsitzende.
Na ja! Es stimmt nicht ganz: sowohl Inflation als auch Arbeitslosigkeit haben "gesamtgesellschaftliche" Auswirkungen.
Der Makroökonom Arthur Okun hat in den 1960er Jahren eine Metrik, die als "Elendsindex" bekannt wurde, entwickelt, um zu erfassen, wie erhöhte Arbeitslosigkeit und Inflation den nationalen Wohlstand («wealth effects») verringern.
Bei dieser Metrik werden die Inflations- und die Arbeitslosenquote implizit gleich gewichtet.
Doch es gibt keine empirische Rechtfertigung für die Verwendung gleicher Gewichte. In der Tat gibt es unter Makroökonomen keinen Konsens über die relative Größe dieser Gewichte.
Der Ansatz der gleich-gewichteten Parameter steht im Gegensatz zur direkten Erhebung von Umfrageergebnissen zur Einschätzung der relativen Kosten von Inflation und Arbeitslosigkeit durch die Öffentlichkeit.
Die sich rasch entwickelnde Glücksforschung legt nahe, dass ein stärker Evidenz-basierter Ansatz für die Untersuchung der relativen Wohlfahrtskosten von Arbeitslosigkeit und Inflation gewählt werden kann.
Vor diesem Hintergrund verwendet Danny Blanchflower in einem Papier («The Happiness Trade-Off between Unemployment and Inflation») individuelle Umfragedaten, um das relative Gewicht von Arbeitslosigkeit und Inflation auf das subjektive Wohlbefinden zu bestimmen.
Anhand dieser Gewichte berechnen Blanchflower, David Bell, Alberto Montagnoli und Mirko Moro ein gewichtetes Elendsverhältnis («misery index»), also den «Zielkonflikt» («trade-off») zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit, der erforderlich ist, um das subjektive Wohlbefinden konstant zu halten.
Die Umfragedaten umfassen Beobachtungen von mehr als 1,2 Millionen Europäern im Zeitraum 1975-2012, die der Eurobarometer-Umfrage entnommen wurden, die von der Europäischen Kommission in allen Mitgliedstaaten einmal oder mehrmals im Jahr durchgeführt wird.
Die Schätzungen der Mitverfasser der Studie deuten darauf hin, dass in den europäischen Ländern ein Anstieg der Arbeitslosenquote um einen Prozentpunkt den Wohlstand im Durchschnitt um mehr als das Fünffache verringert als ein Anstieg der Inflationsrate um einen Prozentpunkt.
Dieser Zielkonflikt («trade-off») zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit ist im Laufe der Zeit nicht konstant.
Ist Arbeitslosigkeit teurer als Inflation?
Die Antwort lautet "ja".
,