Morgan Stanley Research Team erwartet auf der FOMC-Sitzung im September «forward guidance» mit einer formellen Ankündigung von Tapering im März 2022.
Die erste Zinserhöhung dürfe daher im 3Q2023 stattfinden. Der Einschätzung der US-Investmentbank nach wird die Fed es vermeiden, ein weiteres Taper Tantrum entstehen zu lassen.
Dennoch werden das Tempo von Tapering und die voraussichtliche Geschwindigkeit der Zinserhöhungen als die grössten Risiken betrachtet.
Der vom Markt (Futures) erwartete Zeitpunkt für kurzfristige Zinserhöhungen hat sich seit Anfang Juni geringfügig nach vorne verschoben.
Ironischerweise zeigt das Punktdiagramm («dot-plot»), dass die Teilnehmer des Offenmarkt-Ausschusses (FOMC) von drei bis vier Zinserhöhungen pro Jahr nach der ersten Anhebung ausgehen, obwohl der Markt derzeit nur etwa 1,7 Erhöhungen in den ersten 12 Monaten (nach der ersten Zinserhöhung) erwartet.
Die Renditen von Staatsanleihen sind in den letzten Wochen gesunken, da einige Händler in den Markt eingestiegen sind. Dies hat viele Anleger überrascht, die erwartet hatten, dass ein wirtschaftlicher Aufschwung nach der Pandemie und eine steigende Inflation die langfristigen Kreditkosten erhöhen würden, wie FT aus London meldet.
Inzwischen ist der Wert des weltweiten Bestands an Schuldtiteln mit negativer Verzinsung auf mehr als 16,5 Billionen. USD gestiegen und hat damit den höchsten Stand seit sechs Monaten erreicht.
Da die Händler ihre bearischen Wetten (Short Positionen) auflösten, wurden Anleihen in Japan und der Eurozone - den beiden wichtigsten Bastionen der negativ verzinsten Anleihen - haben ebenfalls davon profitiert.
Negative Renditen bedeuten, dass die Anleger bereit sind, für die Möglichkeit, ihr Geld zu verleihen, zu zahlen. Und diejenigen, die diese Obligationen bis zur Fälligkeit halten, machen garantiert einen Verlust.
Ein dramatischer Rückgang der Renditen ist normalerweise ein ziemlich gutes Zeichen dafür, dass die Märkte eine Verlangsamung des Wachstums vorhersagen. Doch wir dürfen uns heute keinen Illusionen hingegeben, dass die Renditen im Großen und Ganzen wegen der Interventionen der Zentralbanken so stark fallen.
Die Wirtschaftsaussichten werden durch anhaltende Probleme in der Lieferkette (supply-chain) getrübt. Das heisst, dass Wachstumsrisiken vorhanden sind.
Aber es wäre noch zu früh, daraus zu schliessen, dass die US-Wirtschaft in eine Stagflation eingetreten ist. Vor allem spiegeln sie sich nicht in allen Anlageklassen gleichermassen wider; siehe den ununterbrochenen Anstieg der Aktienkurse.
Fazit:
Es fällt einem angesichts der immer noch sehr hohen Arbeitslosigkeit schwer, in naher Zukunft an eine Zinserhöhung durch die Zentralbank zu denken.
Im June 2021 waren im Euro-Raum (7,7%) 12,5 Millionen Männer und Frauen arbeitslos. Aber auch die Unterbeschäftigung ist im Euro-Raum mit mehr als 7% furchtbar hoch.
Verbraucher machen mehr als 60% der Wirtschaftsleistung (gemessen am BIP) aus. Mangelhafte Nachfrage bedeutet träges Wachstum. Und ohne nachträgliches Wachstum helfen Zinserhöhungen nicht, die Beschäftigung zu fördern, neue Jobs zu schaffen und die Wirtschaft anzukurbeln.