Eine umgekehrte (inverse) Renditekurve entsteht, wenn längerfristige Zinssätze wie die 10-Jahres-UST-Rendite niedriger notieren als kurzfristige Zinssätze wie die 2-Jahres-Rendite.
In der Vergangenheit hat sich eine solche Form der Zinsstrukturkurve (yield curve) zumeist als einen der zuverlässigsten Indikatoren für eine zukünftige Rezession erwiesen.
Die Theorie besagt, dass eine inverse Renditekurve zeigt, dass die Anleger erwarten, dass die Fed die Zinsen in Zukunft senken wird.
Und der übliche Grund für Zinssenkungen durch die Fed ist die Rezession der Wirtschaft. In der Tat gibt es viele Beispiele dafür, dass inverse Renditekurven zu Rezessionen führen.
Bemerkenswert ist, dass ein Teil der Renditekurve, den der Vorsitzende der US-Notenbank, Jerome Powell, genau beobachtet, um Rezessionsrisiken zu überwachen, inzwischen auch invers wurde, zum ersten Mal seit dem Ausbruch der Pandemie Anfang 2020.
Der sogenannte kurzfristige Forward Spread - der die Differenz zwischen den erwarteten Renditen für 3-monatige Schatzwechsel in 18 Monaten und den Renditen für aktuelle Schatzwechsel abbildet - fiel am Dienstag auf minus 3 Basispunkte.
Als Powell die Anleger Anfang des Jahres darauf aufmerksam machte, argumentierte er, dass eine Inversion der Kurve "bedeute, dass die Fed die Zinsen senken werde, was bedeute, dass die Wirtschaft schwach ist.
Was nun?
Die Präsidentin der Federal Reserve von San Francisco, Mary Daly, sagte am Montag, dass die realen Auswirkungen der Zinserhöhungen der US-Notenbank wahrscheinlich größer sind, als es das kurzfristige Zinssatz-Ziel impliziert.
Derzeit besteht auf beiden Seiten des Atlantiks keine Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale. Ganz im Gegenteil: Die negativen Reallohnzuwächse lasten auf dem Verbrauchervertrauen.
Inwieweit und wie lange die Arbeitskosten zur inländischen Inflation beitragen werden, bleibt offen und ist eine Quelle großer Unsicherheit, so Philip Lane, Chefökonom der EZB in einem jüngsten Interview.
Goldman Sachs geht davon aus, dass das Lohnwachstum im ersten Halb-Jahr 2023 im Durchschnitt bei 4,5% liegen wird, bevor es Ende 2023 nachlässt.
Doch eine Menge Schmerzen im wirtschaftlichen Sinne steht noch bevor. Man denke nur an die rasche Umstellung der US-Banken auf eine strengere Kreditvergabepolitik und höhere Kreditkosten.
Es war ein offenes Geheimnis, dass höhere Zinssätze die Kosten für die Unternehmen erhöhen und die Unternehmen diese Kosten dann an die Verbraucher weitergeben würden, wodurch sich die Preissituation kurzfristig verschlechtert.
Die Preisrisiken am Horizont, vor allem solche, die aus "Finanzspekulationen mit Öl, Metallen, Bauholz usw." resultieren, lassen inzwischen nach.
In der Praxis aber scheint die Fed eine Anspannung der Arbeitsmärkte (tight labor market) zu befürchten, selbst wenn die Preise nicht steigen.
Powell und die Fed haben die Inflation nicht besiegt. Das Weiße Haus hat es getan, indem es Öl aus der strategischen Erdölreserve verkauft hat, um den Benzinpreis zu senken - zumindest vorläufig.
Die sinkenden Benzinpreise haben dazu geführt, dass sich andere Preise langsam angleichen, wie James K. Galbraith in seiner Kolumne bei Project Syndicate bekräftigt.