Die Inflation ist hoch und die Unternehmensgewinne sind es auch. Intuitiv fragt sich daher, ob Unternehmen von den steigenden Preisen profitieren.
Die vom EPI, Economic Policy Institute bereitgestellten solide Forschungsergebnisse zeigen, dass die Unternehmensgewinne unverhältnismäßig stark zur Inflation beigetragen haben.
Bemerkenswert ist, dass die Analyse zu einer Zeit erfolgt ist, als viele in den Behörden und in den Medien die Inflation auf steigende Löhne und Staatsausgaben zurückführten.
Josh Bivens, EPI sagt in einem Interview, dass die Verbraucher die Hauptlast dieses starken Anstiegs sowohl der Inflation als auch der Unternehmenspreise zu tragen haben.
Der Grund dafür ist die unglaublich ungewöhnliche Situation, dass eine Pandemie die Wirtschaft in der ganzen Welt zum Erliegen gebracht hat.
Was diesmal laut dem EPI-Forschungsdirektor anders ist, ist, dass die Markmacht der Unternehmen in viel höhere Preise und Gewinnspannen umgemünzt wurde, und die Verbraucher definitiv die Hauptlast zu tragen hätten.
Es ist aber nicht so, dass die Unternehmen aufgewacht sind und gesagt haben: "Wisst ihr was? Wir wollen höhere Gewinne.
Nein. Das ist nicht der Fall. Denn sie wollen immer höhere Gewinne und sie versuchen immer, ihre Gewinnspannen zu erhöhen. In normalen Zeiten werden sie aber durch irgendetwas daran gehindert.
Die Ursache ist diesmal anderes. Was es Unternehmen gegenwärtig ermöglicht hat, ihre ständige Forderung nach höheren Gewinnspannen in die Tat umzusetzen, sind die Verzerrungen, die der Wirtschaft durch die Pandemie (z.B. via Störung der Lieferketten) auferlegt wurden.
Normalerweise sollten die Unternehmensgewinne etwa 12% der Kosten ausmachen, während die Arbeitskosten eher bei 60% liegen sollten.
Seit Beginn des Aufschwungs machen die Unternehmensgewinne 54% des gesamten Preisanstiegs aus, während die Arbeitskosten weniger als 8% betragen. Es ist also nicht nur so, dass sie die ihnen auferlegten Kosten weitergeben. Sie machen einen viel größeren Aufschlag als sonst, erklärt Bivens.
Wie die Financial Times aus London berichtet, hat die stellvertretende Vorsitzende der Fed, Lael Brainard, vergangene Woche gesagt, dass eine Senkung der "erhöhten" Einzelhandelsspannen, d.h. der Differenz zwischen den Kosten eines Artikels für den Einzelhändler und dem Preis, den der Verbraucher zahlt, dazu beitragen würde, den Preisdruck zu verringern, der die Zentralbank gezwungen hat, die Zinssätze anzuheben.
Die Vorsteuer-Gewinne der S&P 500-Unternehmen erreichten im zweiten Quartal 2022 ein Allzeithoch, wie Daten des US-Bureau of Economic Analysis zeigen: sie sind seit dem gleichen Zeitraum im Jahr 2020 um fast 70% gestiegen.
Die FT berichtet weiter:
Seit mehr als 2 Jahren reagieren die meisten Unternehmen auf die steigenden Kosten für Lieferungen, Logistik und Arbeit mit Preiserhöhungen.
In einer Gewinnbekanntgabe im Dezember wies beispielsweise der Cerealien-Hersteller General Mills darauf hin, dass es ihm gelungen sei, die Preise um 17% anzuheben, um einen Mengenrückgang von 6% auszugleichen.
Mit anderen Worten: Kosten zu absorbieren, anstatt sie an die Verbraucher weiterzugeben, könnte dazu beitragen, den Preisdruck zu verringern.