Eine wichtige Frage, welche die meisten Markt-Beobachter am Anfang des Jahres besonders beschäftigt, ist, wie die zweite Amtszeit von Präsident Donald Trump auf die globale Wirtschaft auswirken könnte.
Was nicht ganz von der Hand zu weisen ist, dass politische Veränderungen die Volatilität der Märkte anheizen.
Die auffälligsten, relevanten Stichworte sind: Steuersenkungen, Zölle und Deregulierung.
Die Wiederwahl des republikanischen Kandidaten Trump zum Präsidenten deutet vor diesem Hintergrund auf eine mögliche Fortsetzung und Ausweitung der Politik seiner ersten Amtszeit hin.
Eine Verlängerung seines «Tax Cuts and Jobs Act» (TCJA) würde ohne Zweifel zu einem Anstieg des Haushaltsdefizits führen und gleichzeitig die Bewertungsmultiplikatoren von Unternehmen stützen, da die Ausgaben des einen (öffentlichen Sektors) die Einnahmen des anderen (privaten Sektors) bedeuten.
Doch die vorgeschlagenen Zölle auf chinesische Waren könnten unterdessen auch die Inflation erhöhen und das US-Wirtschaftswachstum belasten.
Wichtig ist, sich zu vergegenwärtigen, dass im Gegensatz zur Steuerpolitik (tax policy), die von der Zustimmung des Kongresses abhängt, die Handels- (trade policy) und Zollpolitik (tariffs policy) in den USA häufig durch eine Anordnung der Exekutive beeinflusst und manchmal auch direkt umgesetzt werden können.
Kurzum:
Trumps Vorschläge, einen Zoll von 60% auf chinesische Waren und möglicherweise einen allgemeinen Zoll von 10% zu erheben, könnten sich insgesamt negativ auf das Wirtschaftswachstum auswirken und die Inflation in die Höhe treiben.
Laut Bloomberg Economics könnten die Maßnahmen in den zwei Jahren nach ihrer Einführung zu einem Anstieg der Inflation um 2,5 % und einem Rückgang des BIP um 0,5 % führen.
Zur Erinnerung:
Am 17. Juni 1930 unterzeichnete Präsident Herbert Hoover das Smoot-Hawley-Tarifgesetz. Im Wahlkampf 1928 hatte Hoover versprochen, den bedrängten Landwirten durch höhere Zölle zu helfen.

Der Smoot-Hawley Tariff Act von 1930 spielte eine wichtige Rolle bei der Verschärfung der Großen Depression. 1930 brachten die Senatoren Reed Smoot und Willis Hawley ein Gesetz auf den Weg, welches die Zölle auf über 20.000 importierte Waren auf ein Rekordniveau anhob, wobei einige Zölle über 60% betrugen.
Diese protektionistische Maßnahme ging in mehrfacher Hinsicht nach hinten los: internationale Vergeltungsmaßnahmen, geringere Wirtschaftstätigkeit, Auswirkungen auf die Landwirtschaft, Stress im Banken-System usw.
Hoover wies eine Petition von mehr als 1.000 Wirtschaftswissenschaftlern an das Weiße Haus zurück, in der sie ihn aufforderten, sein Veto einzulegen.
Als Reaktion auf den Börsenkrach von 1929 gewann die protektionistische Stimmung im Kongress weiter an Kraft. Obwohl das Zollgesetz den Senat nur mit einer knappen Mehrheit von 44 zu 42 Stimmen passieren konnte, wurde es im Repräsentantenhaus mit 222 zu 153 Stimmen angenommen.

Mit diesem Gesetz stiegen die US-Zölle auf den höchsten Stand seit 100 Jahren. Es war das letzte Gesetz, in dem der Kongress tatsächliche Zollsätze festlegte. Es spiegelte auch den Isolationismus der USA nach dem Ersten Weltkrieg wider.
Einige Historiker sind zu dem Schluss gekommen, dass die Zölle durch die Belastung des Weltwirtschaftsklimas die Weltwirtschaftskrise verschärften und dem politischen Extremismus Vorschub leisteten, so dass Führer wie Adolf Hitler an die Macht kommen konnten.
Innerhalb von zwei Jahren führten rund zwei Dutzend Länder ähnliche „Beggar-thy-neighbor“-Zölle ein, was den Welthandel weiter einschränkte. Zwischen 1929 und 1932 ging der Handel der USA mit Europa um etwa zwei Drittel zurück.

Bemerkenswert ist gegenwärtig, wie manche exponierten Personen auf einmal das Goldene Zeitalter 1807-1900 («Gilded Age») energisch wieder auf die Tagesordnung setzen wollen und als eine Ära einzigartigen Wohlstands hochpreisen.
Zölle als Schlüssel zum Wohlstand?
Das ist absurd.
Wie Paul Krugman in seinem Substack Eintrag daran erinnert, wurde das «Goldene Zeitalter» in der Vergangenheit als Argument gegen progressive Besteuerung und Regulierung vorgetragen. Heute hingegen wird es als Argument für Zölle verwendet.
Bizarr!
Wir wissen (siehe Schaubild von Prof. Krugman), dass Amerika seinen schnellsten Fortschritt tatsächlich mit dem erstaunlichen Aufschwung, der auf den Zweiten Weltkrieg folgte, erlebt hat.