Eine Möglichkeit, die Aussichten für die Zinssätze und das Wirtschaftswachstum zu vermitteln, ist, die Renditespanne (yield spread) zwischen der 2-jährigen und der 10-jährigen US-Staatspapieren zu beobachten.
Wenn die Differenz hoch ist und weiter zunimmt, deutet dies auf ein höheres reales Wachstum und höhere Zinssätze hin.
Eine niedrigere und abnehmende Differenz hingegen deutet auf schwächere Aussichten hin.
Wenn aber sich verkleinernde Renditespanne mit einer geldpolitischen Straffung der Notenbank einhergeht, deutet die schrumpfende Rendite-Differenz darauf hin, dass der Notenbank sehr wahrscheinlich ein geldpolitischer Fehler unterläuft.
Nun: Die US-Rendite-Kurve ist in den vergangenen Wochen deutlich flacher geworden, was auf einen geldpolitischen Fehler durch die Fed hindeutet.
Doch die an TIPS gemessene reale Renditekurve ist aufwärtsgerichtet, was für solide Wirtschaftsaussichten spricht, wie Lisa Shalett von Morgan Stanley bekräftigt.
Der Unterschied zwischen dem nominalen und dem realen Renditeabstand lässt sich durch die steigenden kurzfristigen Inflationserwartungen erklären.
Die Volkswirtin der US-Investmentbank begründet ihre optimistische Einschätzung mit der Erwartung, dass US-Präsident Joe Biden seine fiskalpolitischen Pläne unter der Überschrift («Stärkung des Westens») neu auflegen wird.
Angesichts des Russland-Ukraine Konflikts setzen sich NATO-Mitglieder für höhere Staatsausgaben für Cybersicherheit, Satellitenkommunikation und grüne Energie ein.
Die Daten zeigen, dass Lohnerhöhungen in den USA, Deutschland und dem Vereinigten Königreich die Inflation in weitaus geringerem Maße antreiben als in der Vergangenheit, wie Seth Carpenter von Morgan Stanley hervorhebt.
Der enge Arbeitsmarkt ist ein klares Anzeichen dafür, dass sich die Wirtschaft auf ihr Potenzial zubewegt und darüber hinausgeht, aber der Verweis auf die Lohn-Preis-Spirale der 1970er Jahre das Problem überzeichnet.
Der «wage-tracker» von Goldman Sachs ist zwar in den USA und Großbritannien stark auf fast 5% gestiegen, aber bleibt im Euro-Raum und in Australien mit rund 2% niedrig.
Im Euroraum ist es also noch viel zu früh, um irgendwelche Lohneffekte zu erfassen:
Und es ist wichtig, zu beobachten, dass sich die Inflationserwartungen in Deutschland, gemessen von sog. Breakeven-Sätzen (nominal-Rendite minus real-Rendite) für zwei Jahre auf 2,41% belaufen.
Aber sie bleiben mit 1,89% auf Sicht von 10 Jahren moderat, obwohl die jährliche Inflation im Euroraum nach Schnellschätzung auf 5,8% im Februar gestiegen ist, gegenüber 5,1% im Januar.
Auch wenn sich das Wirtschaftswachstum gegenwärtig verlangsamt, und höhere Inflation sich wie eine Steuer auf das Verbraucher-Verhalten auswirkt, dürfte sich die Wirtschaft in den nächsten zwei Jahren wieder aufrappeln, dank Fiscal Stimulus.