Eine "weiche Landung" (“soft landing”) in der Wirtschaft bezieht sich auf ein Szenario, bei dem sich das Wirtschaftswachstum allmählich verlangsamt, ohne in eine Rezession zu geraten.
In diesem Zusammenhang können sowohl Anleihen als auch Aktien eine unterschiedliche Rolle spielen, und ihre Performance kann von verschiedenen Faktoren abhängen.
Die spezifischen Merkmale der sanften Landung können, wie die Geschwindigkeit des wirtschaftlichen Rückgangs und die Wirksamkeit politischer Maßnahmen, die Leistung verschiedener Anlageklassen beeinflussen.
In einem Bloomberg Bericht wird darauf hingewiesen, dass die Anleihe-Märkte möglicherweise falsch liegen. Und die Aktien-Märkte hingegen den Nagel auf den Kopf treffen.
Angesichts der Tatsache, dass die Märkte im nächsten Jahr mit mindestens 5 Senkungen der US-Zinssätze um jeweils einen Viertelpunkt rechnen und die Renditen 10-jähriger Staatsanleihen so niedrig sind wie seit drei Monaten nicht mehr, hinterlassen die Anleger von festverzinslichen Wertpapieren den Eindruck, als ob sie die niedrigeren Kreditkosten zu hoch angesetzt hätten.
Interessant ist zu beobachten, dass abgesehen von der COVID19-Pandemie die letzten beiden Fälle, in denen die Fed ihre Geldpolitik änderte («Fed pivot»), auf die Jahre 2007 bis 2008 und 2001 bis 2003 entfielen.
Das Problem für die Anleihen-Bullen scheint laut Bloomberg derzeit zu sein, dass das Zinssenkungsszenario, das sie einpreisen, mit einem Umfeld der harten Landung («hard landing») übereinstimmt, das von den aktuellen Daten einfach nicht bestätigt wird.
Die gute Nachricht für Aktien hingegen ist, dass der derzeitige Trend auf dem Arbeitsmarkt eher mit einer sanften Landung («soft landing») übereinstimmt.
Welcher Trend von Anleihen- oder Aktien-Märkten passt aber im Allgemeinen eher zu einer sanften Landung der Wirtschaft?
Anleihen gelten oft als defensivere Anlagen.
In einem Szenario einer sanften Landung, bei dem sich das Wirtschaftswachstum abschwächt, könnten die Zentralbanken eine lockerere Geldpolitik verfolgen, um einen starken der Wirtschaft zu verhindern.
Niedrigere Zinssätze können sich positiv auf die Anleihepreise auswirken, insbesondere bei bestehenden Anleihen mit höheren Renditen im Vergleich zu den neuen, niedrigeren Zinssätzen.
Anleger könnten daher Staatsanleihen oder hochwertige Unternehmensanleihen bevorzugen, da diese in wirtschaftlichen Abschwüngen als sicherer gelten. Die Anleihekurse steigen tendenziell, wenn die Zinssätze fallen, und bei einer sanften Landung können die Zentralbanken die Zinssätze stabil halten oder leicht senken.
Aktien können sich auch während einer sanften Landung gut entwickeln, insbesondere Unternehmen in Sektoren, die weniger empfindlich auf Konjunkturzyklen reagieren.
Defensive Sektoren wie das Gesundheitswesen, Versorgungsunternehmen und Basiskonsumgüter dürften besser abschneiden, da sie unabhängig von der wirtschaftlichen Lage lebenswichtige Güter und Dienstleistungen bereitstellen.
Einige Unternehmen in zyklischen Sektoren (z. B. Technologie, zyklische Konsumgüter) könnten sich immer noch gut entwickeln, wenn die Verlangsamung allmählich und nicht schwerwiegend ist.
Sektoren, die sehr empfindlich auf Konjunkturzyklen reagieren (z. B. verarbeitendes Gewerbe, Schwerindustrie), könnten jedoch Herausforderungen gegenüberstehen.
Es ist wichtig zu beachten, dass Marktreaktionen durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden können, darunter geldpolitische Entscheidungen, globale Wirtschaftsbedingungen («supply-chains»), geopolitische Ereignisse (kriegerische Auseinandersetzungen) und die Anlegerstimmung («animal spirits»).
Der Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Inflation ist nicht immer eindeutig.
Die Arbeitsmärkte (z.B. von heute) können nicht als angespannt angesehen werden, wenn den Arbeitnehmern die Macht fehlt, ihren Lebensstandard aufrechtzuerhalten, wie Paul Donovan, UBS hervorhebt.
In der Geschichte gibt es einige konkrete Beispiele für eine geringe Arbeitslosigkeit mit einer niedrigen Inflation. In den Vereinigten Staaten lag die Arbeitslosenquote in den Jahren 1997 bis 2000 bei durchschnittlich 4,0%. In dieser Zeit betrug die Inflationsrate durchschnittlich 2,0%.
Zur Erinnerung: Die ganze Story hat mit Larry Summers Forderung nach (mehr) Arbeitslosigkeit zur Senkung der Inflation begonnen, und zwar aus dem tropischen Paradies, wo der ehemalige US-Finanzminister (1999-2001) und Direktor des NEC (2009-2010) seine Ferien verbrachte.
Wie es gelaufen?
Die Inflation ist gesunken, während die Arbeitslosigkeit weiter zurückgegangen ist.
Die Inflation war temporär, nicht wie sie sonst in den Wirtschaftslehrbüchern beschrieben wird.
Es gilt, sich noch einmal zu vergegenwärtigen, dass US-Präsident Joe Bidens Wirtschaftspolitik sich als «high-pressure-economy» entwickelt hat. Die aktive Industriepolitik der Biden-Administration hat m.a.W. keine «over-heating» ausgelöst.
Zu den Schlüsselelementen von Bidenomics gehören Maßnahmen zur Bekämpfung der Einkommensungleichheit, zur Förderung der Infrastruktur-Entwicklung, zur Bewältigung des Klimawandels, zur Erweiterung des Zugangs zur Gesundheitsversorgung und zur Bewältigung der wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie.
Zu den konkreten Maßnahmen, die mit Bidenomics in Verbindung gebracht werden können, zählen der American Rescue Plan Act (der als Reaktion auf die Pandemie verabschiedet wurde), Anregungen für Infrastruktur-Investitionen, Bemühungen zur Erhöhung des Mindestlohns sowie Initiativen zur Förderung sauberer Energie und zur Bekämpfung des Klimawandels.
Die aktuellen US-Job-Daten von November (199'000 Arbeitsplätze geschaffen) implizieren eine sanfte Landung der Wirtschaft.
Geld ist nicht knapp. In einer demokratischen Wirtschaft wird das Geld selbstverständlich in die Bedürfnisse der Gesellschaft investiert, z.B. für gute öffentliche Dienstleistungen.
Staatsverschuldung ist weder gut noch schlecht, weder moralisch noch unmoralisch (Stichwort: ”Schuldenbremse”): sie ist auch nicht das Ergebnis wirtschaftlicher Tätigkeit, sondern ein Mittel (zur Ankurbelung) dazu.