Wenn es darum geht, woran die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA zu erkennen ist, richtet sich das Augenmerk auf die Rendite-Kurve («yield curve»).
Gewöhnlich sehen sich die Trader die schrumpfende Rendite-Differenz («yield spread») zwischen zweijährigen und zehnjährigen US-Staatsanleihen an.
Vor diesem Hintergrund hat sich der Vorsitzende der US-Notenbank (Fed), Jerome Powell am Montag zum Thema am Anleihemarkt geäussert.
Er hat auf Forschungsarbeiten der Mitarbeiter der Fed hingewiesen. wir sollen uns demnach die kurze Zeitspanne der Rendite-Kurve ansehen: Die ersten 18-Monate.
Das sei es, was wirklich 100% der Aussagekraft der Rendite-Kurve repräsentiere. Es macht Sinn, so Powell weiter, weil, wenn sie invertiert ist, bedeutet das, dass die Fed die Zinsen senken wird, was wiederum bedeutet, dass die Wirtschaft schwach sei.
Dieser Teil der Kurve, gemessen an der Spanne («spread») zwischen dem aktuellen 3-monatigen Schatzwechselkurs (UST Bill) und den Wetten darauf, wo dieser in 18 Monaten liegen wird - abgeleitet aus dem Terminmarkt («forwards») - liegt jetzt bei etwa 229 Basispunkten, laut den von Bloomberg zusammengestellten Daten.
Die Steilheit dieser Rendite-Spanne steht in der Tat in scharfem Kontrast zu der Abflachung - oder sogar Umkehrung («inversion») - anderer Messgrößen, wie z.B. 2y10y UST Rendite-Spanne.
In einem im Juni 2018 veröffentlichten Forschungspapier argumentieren die Fed-Ökonomen Eric Engstrom und Steven Sharpe, dass der so genannte "near-term forward spread" eine größere Vorhersagekraft für Rezessionen hat als der weithin beachtete Renditeabstand zwischen 2- und 10-jährigen Staatsanleihen.
Der Forward Spread war am Montag so breit wie seit 2002 nicht mehr. Dieser Teil der Rendite-Kurve kehrte sich («inversion») vor allen drei jüngsten Rezessionen um.
Die Metrik spiegelt die Erwartungen der Anleger in Bezug auf die wichtigsten Kreditkosten der Fed im nächsten Jahr wider.
Ein negativer Spread deutet darauf hin, dass die Händler davon ausgehen, dass die Fed die Kreditkosten senken wird.
Bemerkenswert ist, dass die Eurodollar-Futures ihrerseits zeigen, dass die Händler damit rechnen, dass die Fed die Zinsen bis Ende 2024 senken wird.
Im Grunde genommen geht es um mehr als nur die Inflation. Ein starker Anstieg der Kosten ist für die Wirtschaft von grosser Bedeutung. Denken wir z.B. an den Abzinsungssatz («discount rate»), der auf die künftigen Cashflows von Unternehmen anzuwenden ist.
Die Marktteilnehmer erwarten, dass die Fed bereit ist, die Zinsen so lange zu erhöhen, bis die überhöhten Preise beseitigt sind, selbst auf Kosten einer wirtschaftlichen Verlangsamung.
Wenn die Inflation tatsächlich temporär ist, mag die Fed sich ermutigt sehen, die Zinsen temporär stark anzuheben, um sie später wieder zu senken.