Die Bank of Japan (BoJ) ist nun fest auf dem Weg, die Zinskurven-Kontrolle (YCC: Yield Curve Control) abzuschaffen.
Der Schritt dürfte auch Auswirkungen auf die Märkte für US-Unternehmensanleihen entfalten: ausländische Investoren – allen voran Japan – waren im letzten Jahrzehnt massive Rendite-Touristen und kauften haufenweise US-Anleihen, wie FT Alphaville berichtet.
Der Spread zwischen der 10-jährigen UST-Rendite und der 10-jährigen JGB-Rendite hat sich inzwischen auf ein 22-Jahres-Hoch ausgeweitet.
Die YCC-Politik der BoJ ist ein geldpolitischer Ansatz, der darauf abzielt, die Renditekurve (yield curve) japanischer Staatsanleihen (JGBs) zu kontrollieren und zu beeinflussen, um bestimmte wirtschaftliche und finanzielle Ziele zu erreichen.
Die Hauptziele der YCC-Politik der BoJ bestehen typischerweise darin, Preisstabilität zu erreichen und das Wirtschaftswachstum zu unterstützen.
Wenn der gerade angesprochene Spread ein neues Hoch erreicht, bedeutet das, dass die Renditen von US-Staatsanleihen im Vergleich zu japanischen Staatsanleihen deutlich höher sind als in den letzten zwei Jahrzehnten.
Folglich können die Wechselkurse zwischen dem US-Dollar und dem japanischen Yen durch die Renditespanne («spread») beeinflusst werden.
Eine größere Spanne kann zu einem stärkeren US-Dollar gegenüber dem Yen führen, was sich auf den internationalen Handel und die internationalen Investitionen auswirken kann.
Im Allgemeinen können Veränderungen der Renditespannen von Anlegern als Indikator für die globale Marktstimmung und Risikobereitschaft genau beobachtet werden. Eine Ausweitung des Spreads könnte zudem als Zeichen erhöhter globaler Unsicherheit oder Volatilität gewertet werden.
Im Besonderen könnte eine Spread-Ausweitung auch darauf hindeuten, dass Anleger bei japanischen Staatsanleihen im Vergleich zu US-Staatsanleihen höhere Risiken wahrnehmen. Dies könnte theoretisch auf Bedenken hinsichtlich der Haushaltslage oder der wirtschaftlichen Aussichten Japans zurückzuführen sein.
Der Rendite-Unterschied spiegelt häufig Unterschiede in der Wirtschaftslage und der Geldpolitik der beiden Länder wider. Eine Ausweitung des Spreads könnte darauf hindeuten, dass es der US-Wirtschaft relativ besser geht oder dass die Fed im Vergleich zur Bank of Japan eine restriktivere Geldpolitik verfolgt.
Was bedeutet es also, wenn globale Anleger die Möglichkeit erhalten, im Inland Renditen zu erzielen, jetzt, wo die Renditen (nach dem Ende der YCC-Politik) steigen dürfen? Wird der US-Unternehmensanleihenmarkt ein Drittel seiner Nachfrage verlieren?
Der Großteil des japanischen Auslandsanleihen-Portfolios besteht in der Tat aus in den USA ansässigen und/oder auf US-Dollar lautenden Schulden.
Zumindest in Japan wären die Märkte für Staatsanleihen daher der erste Ort, an dem Anleger ihr Geld abziehen, wie Goldman Sachs unterstreicht.
Aufgrund der Tiefe und vor allem der Breite der US-Kreditmärkte und des Mangels an konkurrierenden inländischen Alternativen dürfte jedoch die Auslandsnachfrage nach US-Anleihen stark bleiben, unabhängig vom Tempo der “Normalisierung der Geldpolitik“ in Japan.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Renditespanne nur einer von vielen Faktoren ist, die die Finanzmärkte und das Anlegerverhalten beeinflussen.
Auch andere Wirtschaftsindikatoren, geopolitische Ereignisse und die Politik der Zentralbanken können eine wichtige Rolle spielen.
Exkurs:
Wenn Ökonomen von der "Bank of Japan reflationiert" sprechen, beziehen sie sich i.d.R. auf die Maßnahmen, die die Bank of Japan (BoJ: die japanische Zentralbank) ergreift, um dem Deflationsdruck in der japanischen Wirtschaft entgegenzuwirken.
Der Begriff "Reflation" ist eine Kombination aus "Inflation" und "Erholung". Das Hauptziel der Reflationspolitik besteht darin, eine Deflation, d. h. einen anhaltenden Rückgang des allgemeinen Preisniveaus für Waren und Dienstleistungen, zu verhindern oder ihr entgegenzuwirken und die wirtschaftliche Erholung zu unterstützen.