Die US-Notenbank hat nach teils kräftigen Zinserhöhungen zuletzt zweimal in Folge eine Pause eingelegt und den geldpolitischen Schlüsselsatz in der Spanne von 5,25 bis 5,50% belassen.
Und der Futures-Markt rechnet inzwischen mit 4 bis 5 Zinssenkungen im Jahr 2024, die bereits im ersten Quartal beginnen könnten.
Die wichtigste Frage, die sich den Anlegern im nächsten Jahr stellt, ist nicht, ob die Federal Reserve die Zinsen senken wird, sondern warum.
Denn wenn die Fed jedoch ihren Kampf gegen die (temporäre) Inflation gewinnt, ohne die Wirtschaft zum Absturz zu bringen - und damit die weiche Landung schafft - dann ist das eine ganz andere Geschichte.
Doch die Mainstream-Medien vermitteln nach wie vor den Eindruck, als ob der US-Arbeitsmarkt heisslaufen würde, vor dem Hintergrund, dass die US-Notenbank versucht, mit einer straffen Geldpolitik die Wirtschaft abzukühlen.
In der US-Wirtschaft sind zuletzt im November mehr Stellen geschaffen worden als erwartet. Es kamen 199’000 neue Jobs ausserhalb der Landwirtschaft («non-farm payrolls») hinzu, wie aus dem am Freitag vorgelegten Arbeitsmarktbericht hervorgeht.
Während die Arbeitslosenquote auf 3,7 % sank, ging die Zahl der offenen Stellen stärker als erwartet auf 8,7 Millionen zurück. Dieser Anstieg der Zahl der Beschäftigten wurde jedoch durch die Rückkehr der Automobilarbeiter in den Arbeitsmarkt gebremst.
Wie die Grafik von JPMorgan AM zeigt, ging das Lohnwachstum auf 4 % zurück, ebenso wie die Kündigungsrate («quits rate»), die sich seit ihrem Höchststand im April 2022 allmählich abgeschwächt hat.
Das derzeitige Lohnwachstum liegt zwar über dem Zielwert der Fed, aber das kumulierte Reallohn-Wachstum seit dem Ende der Pandemie bedingten Rezession ist immer noch negativ.
Infolgedessen scheint der Lohndruck eher eine Reaktion auf die vergangene Inflation zu sein als ein Indikator für die künftige Inflation, wie JPMorgan AM Research Team hervorhebt.
Es ist wichtig, in Erinnerung zu rufen, dass der durchschnittliche Stundenlohn (AHE) kein Lohnkostenfaktor ist. Denn wenn die Löhne stabil sind und die Zahl der Niedriglohn-Empfänger in der Wirtschaft steigt, sinkt der Durchschnittsverdienst.
Die Unterscheidung ist wichtig, weil die (realen) Löhne für die Kaufkraft der Verbraucher von Bedeutung sind, während die Lohnkosten («wage costs») die Gewinnspannen («profit margin») und möglicherweise die Inflation beeinflussen.
Der durchschnittliche Stundenlohn (AHE: Average Hourly Earnings) bietet einen detaillierteren Überblick über die Vergütung, wobei der Schwerpunkt auf dem Stundensatz liegt und nicht auf breiteren Maßstäben wie Wochen- oder Jahreseinkommen.
Die Lohnstückkosten (“unit labor cost”) hingegen spiegeln die Produktionskosten wider, und ein Anstieg dieser Kosten kann zum allgemeinen Inflationsdruck in der Wirtschaft beitragen.
Und die Entwicklung der Lohnstückkosten macht deutlich, dass die Arbeitsmärkte nie wirklich "angespannt" («tight») sind, laut dem Arbeitsmarkt-Bericht für November und dass die Gewinne und nicht die Arbeitskräfte die Ursache für die jüngste Inflationsepisode waren.
Die FOMC-Sitzung in dieser Woche (am Mittwoch) wird von entscheidender Bedeutung sein, da das überarbeitete Dot-Plot zeigen wird, ob die Marktstimmung weiterhin dovisher ist als die aktuellen Mitteilungen der Fed.
Da die von den Gewinnen ausgelöste Inflationswelle («profit-led inflation») rasch abebbt, sind die Inflationsraten stärker als erwartet zurückgegangen. Die Behauptung, dass die Inflation auf der "letzten Meile" anhält, erscheint unglaubwürdig.