Elgar Encyclopedia of Post-Keynesian Economics – edited by Louis-Philippe Rochon and Sergio Rossi, 2023, Edward Elgar Publishing, UK.
Vor einem allgemeinen Überblick gilt es vorerst den Umfang dieses enormen Projekts angemessen anzuerkennen und den enzyklopädischen Charakter des Buches hervorzuheben, welches mit Beteiligung von 170 Autoren (mit mehr als 300 Beiträgen) nach einer fünfjährigen seriösen Arbeit ins Leben gerufen wurde.
Das eindeutige Ziel des Buches ist die post-Keynesianische Ökonomie als ernstzunehmende und glaubwürdige Alternative zum Mainstream-Wirtschaftsdenken, insbesondere zum vorherrschenden neoklassischen Paradigma, darzustellen.
Die post-Keynesianische Ökonomie bietet eine differenziertere Sichtweise der Volkswirtschaften als die Standardmodelle und bezieht Faktoren wie Unsicherheit, die Rolle der Finanzmärkte und die Nichtneutralität des Geldes mit ein.
Das Buch, welches durch sein umfangreiches Themenspektrum auffällt, erforscht die intellektuellen Grundlagen der post-Keynesianischen Ökonomie und ihrer Wurzeln und der Entwicklung bis zu John Maynard Keynes.
Steve Keen: “debt deflation”, “financial bubbles” und “financial fragility”
James Galbraith: “inequality”
Malcolm Sawyer: “Inflation” und “fiscal deficits”
Sergio Rossi: “central bank independence”,
Louis-Philippe Rochon: “endogenous money”
Alicia Giron: “shadow banking”
Hervorgehoben werden Schlüsselfiguren wie Joan Robinson, Nicholas Kaldor und Hyman Minsky und wie ihre Ideen das post-keynesianische Denken beeinflusst haben. Die Enzyklopädie berührt diese Persönlichkeiten in verschiedenen Einträgen, und zeigt auf, wie ihre Ideen im modernen Wirtschaftsdiskurs immer noch relevant sind.
Das Hauptziel des Buches besteht darin, zu zeigen, dass die post-keynesianische Wirtschaftslehre gangbare Alternativen zu den aktuellen globalen Wirtschaftsproblemen bereitstellt.
Die Autoren unterstreichen, wie die post-keynesianischen Lösungen vor dem Hintergrund von großen globalen wirtschaftlichen Herausforderungen - wie finanzielle Instabilität, Ungleichheit, Arbeitslosigkeit und ökologische Nachhaltigkeit an Relevanz gewinnen können.
Diese Lösungen konzentrieren sich häufig auf die Rolle staatlicher Interventionen, die Bedeutung der effektiven Nachfrage und die Gefahren der «Finanzialisierung», also auf Bereiche, in denen die Mainstream-Ökonomie möglicherweise versagt.
bietet eine tiefgehende und überzeugende Kritik des orthodoxen Denkens,
erklärt, wie Geld, Bankwesen und Finanzen heute entscheidende Elemente der Wirtschaft sind,
befasst sich mit den Wurzeln der globalen Finanzkrise von 2008.
Ein weiterer interessanter Punkt ist, wie die Mainstream-Ökonomie einige heterodoxe Ideen übernommen hat, insbesondere aus dem post-keynesianischen Denken.
In diesem Zusammenhang werden beispielsweise Paul Krugman, Joe Stiglitz, Dani Rodrik und Amartya Sen als «mainstream dissenters» aufgezählt, Universitätsprofessoren, die sich nicht scheuen, am Rande der Mainstream-Ökonomie zu wandeln.
Die spezifischen Beispiele betreffen die Geldpolitik (z. B. die Bedeutung der Rolle der Zentralbanken, die über das bloße Anpeilen der Inflation hinausgeht), die Komplexität in der Ökonomie (die Ablehnung der vereinfachenden Gleichgewichtsmodelle der neoklassischen Ökonomie) und die stärkere Berücksichtigung der ökologischen Nachhaltigkeit, die post-Keynesianer seit langem befürworten.
Respekt gebührt der monumentalen Leistung dieses Werkes und seiner Bedeutung in der heutigen Wirtschaftslandschaft als eine umfassende Ressource für diejenigen, die sich mit heterodoxer Wirtschaftswissenschaft auseinandersetzen wollen.
Das post-keynesianisches Denken ist nicht nur eine Kritik des Mainstreams, sondern bietet konkrete Lösungen für die Probleme von heute. Ein Nachschlagewerk, welches tiefgreifende Einsichten bietet.