Die Märkte reagieren auf Trumps Wahl: Aktienkurse steigen und Anleihekurse fallen.
Doch die Renditen von Staatsanleihen der Eurozone sind nach der Markteröffnung leicht gesunken, was auf eine gewisse Vorsicht der Anleger gegenüber den Ergebnissen der US-Wahlen hindeutet.
Mit anderen Worten steht der Rückgang der Anleiherenditen in der Eurozone im Gegensatz zu einem Anstieg der Renditen von US-Staatsanleihen.
Die 10-jährige deutsche Rendite stieg zum ersten Mal in der Geschichte über den entsprechenden Swap-Satz.
Das heisst: Der Abstand zwischen den beiden Zinssätzen kehrte sich am Donnerstag um («invert») und verringerte sich auf minus 2 Basispunkte, den niedrigsten Wert seit Beginn der Datenerfassung durch Bloomberg im Jahr 2007.
Dies geschah, nachdem der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz Neuwahlen für das nächste Jahr angesetzt und seinen Finanzminister Christian Lindner entlassen hatte, der sich gegen eine Lockerung der «Schuldenbremse» ausspricht, die die staatliche Kreditaufnahme stark einschränkt.
Bloomberg berichtet zwar, dass sich die Händler damit auf die Möglichkeit weiterer Anleiheverkäufe nach dem Scheitern der Regierungskoalition vorbereiten. Aber die Begründung stimmt nicht ganz, um nicht zu sagen, unvollständig.
Der „German Swap Spread“ bezieht sich auf die Differenz zwischen der Rendite 10-jähriger deutscher Staatsanleihen (Bundesanleihen) und dem 10-jährigen deutschen Zinsswap-Satz.
Wenn es im Bloomberg-Bericht heißt, der „German Swap Spread ist eingebrochen“, bedeutet dies, dass sich diese Lücke oder Differenz zwischen der Rendite von Bundesanleihen und dem Swapsatz (Euro) deutlich verringert hat.
Der Einbruch des deutschen Swap-Spreads deutet darauf hin, dass die Anleger auf dem US-Anleihemarkt derzeit mehr Risiko oder Inflationsdruck sehen als auf den deutschen Anleihe- und Swapmärkten.
Dies deutet auf eine Divergenz der Markterwartungen und der Risikowahrnehmung zwischen den US-amerikanischen und deutschen Anleihe-/Swapmärkten hin.
Swap Rate Spread = Swap Rate – Yield on Govt Bond
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Geschehen eine bemerkenswerte Verschiebung in der relativen Preisgestaltung und Risikobewertung zwischen US-Treasuries und dem deutschen Swap-Markt aufzeigt, wobei die US-Renditen jetzt höher sind als die entsprechenden deutschen Swap-Sätze.
Exkurs:
Ein Swap-Spread ist die Differenz zwischen der festen Komponente eines Swaps und der Rendite eines staatlichen Schuldtitels mit der gleichen Laufzeit.
Swap-Spreads werden auch als Wirtschaftsindikatoren verwendet. Höhere Swap-Spreads deuten auf eine größere Risikoaversion auf dem Markt hin.
Ein berühmt-berüchtigtes Beispiel: Während der Finanzkrise 2008 (GFC) wurde die Liquidität stark reduziert, und die Swap-Spreads für 30-jährige Anleihen wurden negativ.
Swap-Spreads spielen auf den Finanzmärkten eine entscheidende Rolle, da sie Aufschluss über das Kreditrisiko und die Liquiditätsbedingungen geben, die Risikowahrnehmung des Marktes widerspiegeln und Anlageentscheidungen sowie die Geldpolitik beeinflussen.
Ein negativer Swap-Spread ist ungewöhnlich und kann aber auf mehrere Dinge hindeuten:
Marktstress: Er kann auf Marktstress oder Unsicherheit hindeuten, da die Anleger möglicherweise die Sicherheit von Staatsanleihen gegenüber anderen festverzinslichen Instrumenten wie Zinsswaps bevorzugen.
Einfluss der Zentralbank: Maßnahmen der Zentralbanken, wie z. B. mengenmässige Lockerungen (QE: quantitative easing) der Geldpolitik oder Änderungen der Zinspolitik, können sich sowohl auf die Anleiherenditen als auch auf die Swapsätze auswirken und zu einer Verengung oder sogar Umkehrung des Spreads führen.
Technische Faktoren: Manchmal können auch technische Faktoren wie Angebot und Nachfrage nach Anleihen und Swaps den Spread beeinflussen.