Robert J. Gordon hat in seinem im Jahr 2016 vorgelegten Buch die These vertreten, dass die hohen Wirtschaftswachstumsraten in Amerika ein einmaliges Ereignis zwischen etwa 1870 und 1970 gewesen seien.
Und wir hätten keinen Grund zu erwarten, dass es in absehbarer Zeit zurückkehren würde, wenn überhaupt.
Warum der Pessimismus?
Prof. Gordon, North Western University, hat auf sechs "Gegenwinde", die seiner Meinung nach das Wachstum bremsen werden, verwiesen:
Demografie, Bildung, Ungleichheit, Globalisierung, Energie/Umwelt und der Überhang an Verbraucher- und Staatsschulden.
Er hat argumentiert, dass die IT-Revolution weniger wichtig ist als jede der fünf großen Erfindungen, die das Wirtschaftswachstum von 1870 bis 1970 vorangetrieben haben: Elektrizität, städtische Sanitärversorgung, Chemie und Pharmazie, der Verbrennungsmotor und moderne Kommunikation.
Lawrence Summers, Harvard University hat vor diesem Hintergrund, gestützt auf die Studien von Alvin Hansen den Begriff „säkulare Stagnation“ wiederbelebt, vor rund 10 Jahren.
Im Zeitraum von 1970 bis 2014 wuchs die Arbeitsproduktivität (Produktion pro geleistete Arbeitsstunde) mit einer durchschnittlichen jährlichen Rate von 1,62%, verglichen mit 2,82% im vorangegangenen halben Jahrhundert.
Obwohl der anhaltende Rückgang der Arbeitsproduktivität in Deutschland allgemein bekannt ist, ist es bemerkenswert, wie ein von Torsten Slok, Apollo Global, präsentierte Chart vergangene Woche auf grosses Echo via Twitter gestossen ist.
Die Arbeitsproduktivität ist definiert als Produktionsmenge pro eingesetzte Arbeitseinheit.
Die Entwicklung der Produktivität hängt von der gesamtwirtschaftlichen Auslastung und der Investitionstätigkeit ab.
Wie Heiner Flassbeck in seinem lesenswerten Buch «Atlas der Weltwirtschaft» erklärt, bestimmt die Arbeitsproduktivität zusammen mit dem Arbeitsvolumen die gesamte reale Produktion und damit das Realeinkommen einer Volkswirtschaft.
Nur wenn die Produktivität steigt, können Arbeitnehmer und Arbeitgeber höhere Einkommen realisieren, ohne dass inflationäre Spannungen auftreten.
Im Allgemeinen ist die Wachstumsschwäche auf eine Verlangsamung der Anlageinvestition (ausserhalb des Wohnungsbaus) zurückzuführen.
Derzeit wird zwar vor allem über die Höhe der Energiepreise diskutiert, die die globale Konkurrenzfähigkeit des verarbeitenden Gewerbes nachteilig tangieren würde.
Viel größere Sorge sollte aber die Tatsache bereiten, dass Deutschland bereits seit Jahren von seiner Substanz lebt, wie der vfa, der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen unterstreicht:
Im Vergleich mit vielen anderen entwickelten Volkswirtschaften hat Deutschlands Kapitalstock in den vergangenen knapp 20 Jahren erheblich an Qualität eingebüßt.
Die Bemühungen um eine Umkehrung des Rückgangs der Arbeitsproduktivität umfassen laut Textbuch häufig Investitionen in Technologie, Forschung und Entwicklung, Aus- und Weiterbildungsprogramme, den Ausbau der Infrastruktur und Verbesserungen der Managementpraktiken, um die Effizienz und Effektivität des Arbeitseinsatzes im Produktionsprozess zu erhöhen.
Fest steht, dass ein Rückgang der Arbeitsproduktivität erhebliche Auswirkungen auf eine Volkswirtschaft hat.
Er bedeutet, dass für jede eingesetzte Arbeitseinheit weniger produziert wird, was zu einem geringeren Wirtschaftswachstum und einem potenziellen Rückgang des Lebensstandards führt.
Derzeit erregt die künstliche Intelligenz (KI), Artificial Intelligence (AI) große Aufmerksamkeit, unter Unternehmensleitern über Investoren bis hin zu Wirtschaftswissenschaftlern und, ja, auch Journalisten.
Auch wenn die endgültigen Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum, die Löhne und die Zahl der zu ersetzenden Arbeitskräfte noch nicht absehbar sind, stellt Dario Perkins von TS-Lombard fest, dass diese technologische Innovation zu einem hervorragenden Zeitpunkt kommt, um ihre breite Akzeptanz zu fördern.
"Die meisten Unternehmen haben in den 2010er Jahren nicht investiert, weil sie aufgrund der niedrigen Zinsen und der billigen Arbeitskräfte keine Notwendigkeit dazu sahen; daher ist es nicht überraschend, dass die Produktivität stagnierte",
schrieb er kürzlich in einer Mitteilung an die Investoren.
Fazit:
Die Investitionsdynamik ist die Grundlage für Produktivitätsfortschritte, wie Heiner Flassbeck es adäquat kurz zusammenfasst. Es kommt also auf die unternehmerischen Investitionen an.
Dass viele Länder seit Jahren unter Investitionsschwäche leiden, ist auf verfehlte Wirtschaftspolitik (z.B. in Form von Merkantilismus sowie Austerity, sei es fiskalisch und/oder geldpolitisch) und Mangel an Nachfrage zurückzuführen.
Was für den gesamtwirtschaftlichen Kapitalstock erforderlich ist, ist ein Zinsniveau, welches unterhalb der Wachstumsrate der Wirtschaft verläuft.