Wenn wir einen Blick auf die Rendite der US-Staatsanleihen werfen, sehen wir eine (technische) Inversion am langen Ende (20y: 1.98% vs. 30y: 1.93%) der Ertragskurve (yield curve).
Die Erwartung einer früher als erwarteten Zinserhöhung hat die kurzfristigen Renditen in den letzten Tagen nach oben getrieben.
Die längerfristigen Renditen sind zum Teil deshalb gesunken, weil Traders darauf setzen, dass eine möglicherweise restriktivere Zinspolitik die Inflation erfolgreich eindämmen, aber das Wirtschaftswachstum bremsen dürfte.
Money Managers und Ökonomen betrachten eine Verkleinerung des Abstands zwischen den Renditen kurzfristiger Staatspapiere und solchen, die erst in einigen Jahren fällig werden, häufig als Zeichen von Besorgnis über das Wirtschaftswachstum und Unsicherheit über den Verlauf der Geldpolitik.
In der Regel steigt die Kurve an, weil die Anleger eine höhere Entschädigung für das Risiko erwarten, dass die steigende Inflation die erwartete Rendite aus dem Besitz von Anleihen mit längerer Laufzeit verringert.
Das bedeutet, dass eine 10-jährige Anleihe oft mehr Rendite abwirft als eine 2-jährige Anleihe, weil sie eine längere Laufzeit hat. Die Renditen verhalten sich umgekehrt zu den Kursen.
Von Zeit zu Zeit kann sich die Renditekurve umkehren (inversion), ein Phänomen, das als schlechte Nachricht für die kurzfristigen Wirtschaftsaussichten gilt und in der Vergangenheit Rezessionen vorweggenommen hat.
Warum wird aber die Renditekurve (yield curve) jetzt flacher?
Es wird allgemein erwartet, dass der Offenmarktausschuss (FOMC) der US-Notenbank (Fed) zum Abschluss seiner geldpolitischen Sitzung im November am Mittwoch ankündigen wird, dass er sein Anleihekaufprogramm (QE policy) in Höhe von 120 Mrd. USD pro Monat auslaufen lassen wird.
Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass Inflationserwartungen in Deutschland zuletzt gefallen sind. Die Breakeven Rates haben sich nach einem stürmischen Anstieg auf fast 2% in den letzten 2 Monaten seit der Pressekonferenz von EZB-Präsidentin Christine Lagarde umgekehrt.
Wir beobachten gegenwärtig weltweit ungewöhnliche Bewegungen an den Anleihemärkten, mit heftigen Verschiebungen am vorderen Ende, Umkehrungen der Renditekurve am langen Ende, technischen Umkehrungen bei den Futures und so weiter.
Das ist ein gewaltiger Zusammenstoß zwischen den Märkten, die nun eine hawkish-ischere Haltung der Zentralbanken einpreisen, und den politischen Entscheidungsträgern, die sich verpflichtet haben, die Zinsen länger niedrig zu halten, wie Tracy Alloway es bei Bloomberg beschreibt.