Dividenden sind nicht nur eine nette Dreingabe, sondern ein wesentlicher Bestandteil der Aktienmarktrendite, die seit 1930 etwa 40% der gesamten Aktienmarktrendite ausmacht.
Das folgende Schaubild zeigt, dass zum allerersten Mal seit sechs Jahrzehnten die kombinierten Vermögensrenditen (weiße Linie: Aktien + 10-jährige UST-Rendite) unter der Inflationsrate (blaue Linie) liegen.
Das ist äusserst ungewöhnlich und v.a. für viele Investoren ein Schock.
Denn seit 1957 sind die Dividenden um durchschnittlich 5,7% pro Jahr gestiegen - mehr als 2% über der Inflationsrate, wie von WisdomTree Investments in der nachstehenden Grafik dargestellt wird.
Inflation ist aber nicht nur eine Sache der USA. Die Lieferketten treiben die Preise in weiten Teilen der Welt in die Höhe.
Es gibt zweifelsohne länderspezifische Gründe und Probleme, aber wenn es einen übergreifenden Faktor gibt, der hier eine Rolle spielt, dann ist es sicherlich die Entwicklung der globalen Lieferkette (supply chains), als Folge der Pandemie.
Die Mehrzahl der Ökonomen sagt voraus, dass die Preise, die im April gemessen am Verbraucherpreis-Index (CPI) auf einen Höchststand von 8,5% geklettert sind, im weiteren Verlauf des Jahres abkühlen würden, da sich die Energiepreise und Engpässe in der Lieferkette (supply chain bottlenecks) abschwächen werden.
In den letzten 64 Jahren gab es nur sechs Jahre, in denen die Dividende sank, und nur in einem Jahr sank sie um mehr als 5%.
Wahr ist aber, dass auch der Krieg in der Ukraine die Wirtschaft stark beeinträchtigt, wie die EZB am Donnerstag unterstrichen hat.
Die sehr hohen Energie- und Rohstoffpreise bremsen die Produktion und schmälern die Kaufkraft der Menschen. In naher Zukunft dürfte die Wirtschaft daher langsamer wachsen.
Der Krieg führt nämlich zu neuen Versorgungsengpässen, die zu den Schwierigkeiten in den Lieferketten hinzukommen. Grund sind die jüngsten Pandemie-Maßnahmen, die in Asien getroffen werden.
Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Störung der Produktion in einigen Sektoren die große Unsicherheit über die nahe Zukunft erhöht, was auf dem Sentiment der Verbraucher und Unternehmen lastet.
Die Inflation gilt deswegen bei weitem als die grösste wirtschaftliche Sorge, mit der die Volkswirtschaften auf beiden Seiten des Atlantiks heute konfrontiert sind.
Trotz des Beschäftigungswachstums verhindert der Inflationsschub, dass die Stärke des Arbeitsmarktes in höheren Löhnen und Einkommen für die meisten Haushalte niederschlägt.
Die Frage ist, wie wir auf die Inflation reagieren.
Das bekannteste Instrument zur Eindämmung der Inflation sind höhere Zinssätze, die zur Zeit von den Zentralbanken angestrebt werden.
Doch es besteht die Gefahr, dass es zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit führt.
Die Anhebung der Zinssätze zielt darauf ab, das Problem durch eine Verringerung der Gesamtnachfrage anzugehen. Aber die Nachfrage nach diesen lebenswichtigen Gütern ist ziemlich unelastisch, wie Isabella Weber auf Twitter hervorhebt.
Es ist daher wahrscheinlicher, dass dies zu Arbeitslosigkeit in den USA und Schuldenkrisen im globalen Süden führt, als dass es die Inflation rasch unter Kontrolle bringt.
Josh Bivens von Economic Policy Institute schlägt vor diesem Hintergrund vor, Investitionen in Kinderbetreuung und Altenpflege zu erhöhen, die dazu beitragen können, den Inflationsdruck einzudämmen, ohne größere Kollateralschäden zu verursachen.
Durch die Bereitstellung von Direktinvestitionen für die Anbieter könnten solche Investitionen das künftige Arbeitskräfteangebot erhöhen, indem sie es Eltern und Kindern im erwerbsfähigen Alter, die eine bezahlte Beschäftigung suchen wollen, ermöglichen, dies zu tun, während sie darauf vertrauen können, dass ihre Familienmitglieder betreut werden.
Da die COVID-19 Krise in erster Linie einen Angebots-Schock ausgelöst hat, sind die Zentralbanken weiterhin gehalten, ihre Rolle als «lender of last resort» wahrzunehmen; d.h. flexibel zu bleiben und verfügbare Optionen offen zu halten.