Die Inflation in den USA ist im Dezember auf 7% im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.
Der Verbraucherpreisindex (CPI: Consumer Price Index) ist v.a. durch die Preise für Energie (+29,3%) und Nahrungsmittel (+6,3%) getrieben. Aber auch Autos (+11,8%) und Gebrauchtwagen (+37.3%) sind teurer geworden.
Es scheint, dass die Aktienmärkte den Anstieg der US-Inflation im Dezember um 0,5% auf Monatsbasis und 7% auf Jahresbasis als Beweis für die Widerstandsfähigkeit der Verbrauchernachfrage interpretieren, wie Credit Suisse Research kurz notiert hat.
Und Ökonomen gehen laut einer aktuellen Umfrage von Bloomberg TV davon aus, dass die Inflationsrate im Verlauf des Jahres deutlich nachlassen wird.
Paul Donovan von der UBS zum Beispiel sagt ironisch, dass es hilfreich ist, zu wissen, wie sich die Gebrauchtwagenpreise entwickeln: US-Haushalte, die ein Eigenheim besitzen und im Jahr 2021 kein Auto gekauft haben, verfügen über deutlich mehr Kaufkraft als die Verbraucherpreise vermuten lassen.
Bei der Messung der Kaufkraft der Verbraucher ist nämlich zu beachten, dass die Verbraucherpreise nicht die Lebenshaltungskosten sind.
Andererseits gibt es keinen Zweifel daran, dass die Inflation ein globales Phänomen ist. Eine hohe Inflation gibt es nicht nur in den Vereinigten Staaten.
Laut Weltbank spüren auch die Schwellen- und Entwicklungsländer den Preisanstieg und straffen bereits ihre Politik, um den Inflationsdruck zu dämpfen.
Es könnte zwar einen Kompromiss geben.
Eine Dämpfung der Wirtschaftstätigkeit durch höhere Zinssätze könnte den Preisdruck dämpfen, aber auch einer möglicherweise noch nicht abgeschlossenen wirtschaftlichen Erholung den Wind aus den Segeln nehmen.
Das heisst angesichts der anhaltenden Corona-Virus Pandemie ein zweischneidiges Schwert, wenn der Zinserhöhungszyklus zulasten der Beschäftigung geht.
Die nachfolgende Abbildung zeigt, dass der durchschnittliche Stundenverdienst in den USA, real berechnet, negativ ist. Das bedeutet, dass weit und breit keine Lohn-Preis-Spirale droht.
Bemerkenswert ist vor diesem Hintergrund die jüngste Stellungnahme der deutschen Bundesbank.
Wie Andre Kühnlenz von Finanz und Wirtschaft darauf hinweist, sehen die geldpolitischen Entscheidungsträger in Deutschland das Inflationsproblem eher auf der Profitseite der Unternehmen als auf der Lohnseite:
Unternehmen überwälzen höhere Kosten aufgrund der Liefer- und Transportengpässe auf die Verbraucher und weiten die Gewinnmarge bei starker Nachfrage zusätzlich aus, so die Bundesbank.
David Andolfatto merkt auf Twitter an, dass diejenigen, die argumentieren, dass Lohnwachstum einen inflationären Druck erzeuge, zwei Dinge beachten sollten:
1) Der größte Teil des jüngsten Lohnzuwachses entfällt auf das untere Quartil und 2) Das Lohnwachstum für alle Quartile hinkt der Inflation hinterher.
Ferner ist es offensichtlich, dass die Lebenshaltungskosten den Nominallohnzuwachs eindeutig übersteigen. Es gibt also kaum Anzeichen für eine Lohn-Preis-Spirale. Es scheint sich eher um eine klassische "Nachfrage-Sog"-Dynamik zu handeln.
Fazit: Es gibt keine einfache Beziehung zwischen Geldmengen und Preisen. Da die Schaffung von Arbeitsplätzen eine positive Funktion des Produktionswachstums ist, gilt es stets vor Augen zu halten, dass geringere Staatsausgaben mit einem langsameren Wachstum korrelieren. Arbeitslosigkeit ist eine soziale Plage. Die COVID19 Gefahr ist noch nicht vorbei.