«Higher-for-Longer» Narrative and Ergodicity in Economics
A Fancy Story Telling of Global Central Banks
Die Fed und die EZB sagen uns ostentativ, dass die Zinsentscheidungen zunehmend datenabhängig sein werden.
Unabhängig davon, was genau die Fed und die EZB damit meinen, kann festgehalten werden, dass die Wirtschaftsdaten nicht ergodisch sind.
Die Ergodizität («ergodicity») ist eine zentrale Annahme des Denkens des neunzehnten Jahrhunderts, ein mathematisches Konzept der Stabilität.
Als eine Schlüsselannahme in den Naturwissenschaften besagt sie, dass wir durch wiederholte Experimente oder die Beobachtung derselben Phänomene im Laufe der Zeit die Naturgesetze lernen. Alles, was wir brauchen, sind genügend Beobachtungen.
Doch Frank Knight, John Maynard Keynes und Friedrich August von Hayek lehnten die Annahme der Ergodizität für die Wirtschaft als zu vereinfachend und schlichtweg falsch ab.
Der Wirtschaftswissenschaftler George Lennox Sharman Shackle, der die Arbeiten von Keynes und Hayek zu Risiko und Ungewissheit fortsetzte, argumentierte, dass es nicht möglich sei, die Wahrscheinlichkeitsverteilung aller Ergebnisse zu berechnen und dadurch rationale wirtschaftliche Entscheidungen zu treffen.
Sein Fazit: Wirtschaftsdaten sind nicht ergodisch.
Das Konzept des Risikos («risk») unterscheidet sich grundlegend von der Unsicherheit («uncertainty»).
Risiko ist etwas, das man quantifizieren, mit mathematischen und statistischen Modellen beschreiben und somit in Zahlen ausdrücken kann. Wenn die Welt ergodisch ist, ist Risiko die richtige Art, sie zu beschreiben.
Die Ungewissheit andererseits erfasst Ergebnisse, die mathematisch nicht angemessen beschrieben werden können. Wenn es darum geht, Entscheidungen zu treffen, bedeutet Unsicherheit, dass es nicht ausreicht, die Welt um uns herum zu beobachten und diese Beobachtungen mit statistischen Verfahren zu verarbeiten.
Wir müssen erkennen, dass jeder Mensch anders ist und die Wirtschaft anders sieht und versteht, je nach seinen eigenen Informationen, Zielen und Fähigkeiten. Wenn wir das nicht tun, werden wir am Ende einfach Entscheidungen treffen, die darauf basieren, wie wir denken, dass die Welt ist oder sein sollte, und nicht wie sie ist.
Nicht das Risiko, sondern die Ungewissheit ist der Treiber der Wirtschaftstätigkeit.
Keynes ging davon aus, dass der Mensch nicht von Natur aus rational ist und alles perfekt vorhersehen kann, wie es die klassischen Ökonomen des 19. Jahrhunderts behaupteten.
Stattdessen folgen die Menschen routinemäßig «animal spirits», Instinkten, die das menschliche Verhalten leiten.
Keynes stand statistischen Analysen daher eher ablehnend gegenüber und lehnte die Vorstellung ab, dass Entscheidungen auf der Grundlage der Häufigkeit vergangener Ereignisse, der Ergodizität, getroffen werden können.
Auch wenn Keynes und Hayek oft sehr unterschiedliche Wirtschaftsphilosophien vertreten, sind ihre Ansichten zur Unsicherheit recht ähnlich.
Wenn die «animal spirits» zu pessimistisch sind, muss der Staat das Vertrauen stärken, die Unsicherheit verringern und dadurch die Investitionen erhöhen.
Wenn der Staat sich an abstrakten Regeln festklammert, bleiben Menschen auf der Strecke.
PS:
ECB Economic Bulletin Issue 5, 2023:
Der EZB-Rat wird weiterhin einen datenabhängigen Ansatz verfolgen, um das angemessene Ausmaß und die Dauer der Beschränkungen zu bestimmen.
Dies gilt insbesondere für die Zinsentscheidungen, welche weiterhin auf seiner Einschätzung der Inflationsaussichten vor dem Hintergrund der eingehenden Wirtschafts- und Finanzdaten, der Dynamik der zugrunde liegenden Inflation und der Stärke der geldpolitischen Transmission basieren werden.