New York Fed Präsident John Williams hat vor rund zwei Monaten gesagt, dass das Verhalten der Wirtschaft im vergangenen Jahr ein guter Beweis dafür ist, dass die Geldpolitik in einer Weise restriktiv ist, die hilft, Fed’s Ziele zu erreichen.
Was meint die Federal Reserve, wenn sie von einer "akkommodierenden" oder "restriktiven" Geldpolitik spricht?
Die Frage beantwortet sie selbst wie folgt:
Die Geldpolitik wird als "restriktiv" bezeichnet, wenn sie darauf abzielt, die Zinssätze auf einem ausreichend hohen Niveau festzulegen, um Abwärtsdruck auf die Wirtschaftstätigkeit und die Inflation auszuüben.
Anfang 2022 beispielsweise, als die Inflation deutlich über 2% lag und der Arbeitsmarkt «aussergewöhnlich angespannt» war, hob der FOMC das Zielband für die Federal Funds an. Im Laufe von etwa eineinhalb Jahren wurde der Leitzins um 5 ¼ % auf einen restriktiven Kurs angehoben.
In der Tat dürfte die derzeitige Geldpolitik restriktiver sein, als es den Anschein hat.
Die Taylor-Regel beispielsweise deutet darauf hin. Demnach ist der Leitzins (Fed Funds Rate) der US-Notenbank derzeit 170 Basispunkte zu hoch.
Die US-Notenbank hat nach ihrer Sitzung vom 30. und 31. Juli bekannt gegeben, dass sie die Zinssätze unverändert lässt und den Leitzins in einem Zielbereich von 5,25 bis 5,5% belässt.
Es ist das neunte Mal in den letzten 10 Sitzungen, dass die Fed die Zinssätze unverändert gelassen hat, obwohl die Zentralbank die Zinssätze in diesem Konjunkturzyklus insgesamt 11Mal erhöht hat, um die (vorübergehend) hohe Inflation einzudämmen.
Die Inflation war in den letzten Jahren sehr hoch, aber angesichts der bereits hohen Zinsen und der deutlichen Abkühlung der Inflation ergibt sich ein hoher Realzins, welcher erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Finanzmärkte hat.
Der reale Zinssatz ist der um die Inflation bereinigte nominale Zinssatz. Er spiegelt die tatsächlichen Kosten der Kreditaufnahme und die reale Rendite von Ersparnissen oder Investitionen wider.
Im Zusammenhang mit der Federal Funds Rate kann der reale Zinssatz wie folgt definiert werden:
Realzinssatz=Nominalzinssatz-Inflationsrate.
Die entscheidende Frage dazu ist, welche Faktoren zu einem hohen Realzinssatz führen:
Eine restriktive Geldpolitik:
Die Fed legt i.d.R. hohe Nominalzinsen fest, um die Inflation zu bekämpfen oder eine überhitzte Wirtschaft abzukühlen.
Ein Umfeld mit niedriger Inflation:
Wenn die Inflation gedämpft ist, können selbst moderate Nominalzinsen zu hohen Realzinsen führen.
Wirtschaftliche Bedingungen:
Ein starkes Wirtschaftswachstum kann zu einer erhöhten Nachfrage nach Krediten führen, was die Zinssätze in die Höhe treibt. Umgekehrt kann eine schwache Nachfrage eine niedrige Inflation zur Folge haben, was zu hohen Realzinsen beiträgt.
Der letzte Faktor ist sicherlich globale Wirtschaftstrends:
Die globale Zinsdynamik, Kapitalströme und geopolitische Faktoren können die inländischen Realzinsen beeinflussen.
Sollte der gesamte Lockerungszyklus der Fed die von den Märkten in dieser Woche vorgeschlagenen 250 Basispunkte betragen - und die Verbraucher-Preisinflation während dieses Zeitraums bei 3% bleiben -, dann würde der reale Leitzins lediglich auf seinen niedrigsten Stand von Null zurückkehren, wie Reuters berichtet.
Dabei ist zu bedenken, dass der durchschnittliche reale Leitzins in den letzten 15 Jahren bei minus 1,4% lag, so dass eine Rückkehr zum Nullpunkt nicht darauf hindeutet, dass die Fed auf eine Art «Notfall-Modus» zusteuert.
Der Fed stehen sechs arbeitsreiche Wochen bevor, um das alles zu klären.
In den Jahren 2023-2024 hat die Fed das geldpolitische Boot in einem komplexen wirtschaftlichen Umfeld mit steigenden Zinsen, Inflationssorgen und globalen Unsicherheiten gesteuert.
Die aktuellen Daten sehen wie folgt aus:
- nominale Fed Funds Rate: ca. 5,25 %-5,50 %.
- Inflationsrate: etwa 3,0 % im Jahresvergleich (nach höheren Werten in den Vorjahren).
- realer Zinssatz: etwa 2,5% (5,5% - 3,0%).
Ein hoher Realzinssatz hat weitreichende Auswirkungen auf die Wirtschaft. Er beeinflusst die Kreditaufnahme, das Sparen, die Investitionen und die Währungsdynamik und prägt damit wirtschaftliche Trends und politische Entscheidungen.
Ob die Fed Maßnahmen vor diesem Hintergrund ergreifen sollte, hängt vom breiteren wirtschaftlichen Kontext ab, wobei der Schwerpunkt auf dem Gleichgewicht zwischen Inflation, Beschäftigung und Finanzstabilität liegt.
Da sich die wirtschaftlichen Bedingungen weiterentwickeln, bleibt die Rolle der Fed bei der Steuerung der realen Zinssätze entscheidend für die Gewährleistung eines stabilen und florierenden wirtschaftlichen Umfelds.
Es mag dahingestellt sein, ob die Wirtschaft heute bereits in eine Rezession gerutscht ist oder nicht. Zögert die Fed aber die Entscheidung, die Zinsen demnächst anzupassen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Rezession am Jahresende auftritt.