Hohe Inflation und Rezession sind keine erfreulichen Vorkommnisse.
Die Haushalte können an Kaufkraft verlieren, wenn sie während einer Rezession ihren Arbeitsplatz verlieren oder wenn die Lebenshaltungskosten in Zeiten hoher Inflation steigen.
Die Research Abteilung der Fed San Francisco untersucht in einer jüngsten Studie die historische Rolle der beiden Faktoren in Bezug auf das gesamtwirtschaftliche Einkommen.
Eine Möglichkeit dazu besteht darin, das kumulative Wachstum der inflationsbereinigten Haushaltseinkommen in drei Komponenten aufzuschlüsseln:
nominales Einkommenswachstum,
Inflation und
Beschäftigungswachstum.
Die Autoren quantifizieren die Kosten von hoher Inflation und steigender Arbeitslosigkeit, indem sie die kumulativen Veränderungen der realen Gesamteinkommen (TRE= «total real earnings») über sechs historische Episoden mit unterschiedlichem Ausmaß an Inflation und Arbeitsplatzverlusten messen.
Die Analyse der Ergebnisse legt nahe, dass Zeiten hoher Inflation das gesamtwirtschaftliche Realeinkommenswachstum stärker untergraben können als milde Rezessionen.
Im Allgemeinen neigt die Inflation dazu, das TRE-Wachstum stärker zu beeinträchtigen als Veränderungen der Beschäftigung, außer in schweren Rezessionen.
Vor diesem Hintergrund ist es jedoch wichtig, in Erinnerung zu rufen, dass Rezessionen mehr als die Inflation schmerzen.
Prof. Dany Blanchflower zeigt in seiner Research-Arbeit auf, dass
ein Anstieg der Arbeitslosenquote um einen Prozentpunkt, z. B. von 4 % auf 5 %, dem Wohlbefinden mindestens fünfmal mehr als ein Anstieg der Inflation um einen Prozentpunkt schadet.
Ein Anstieg der Arbeitslosigkeit schmerzt die Arbeitslosen, senkt aber auch das Wohlbefinden aller anderen, da Freunde und Verwandte arbeitslos sind, Hochschulabsolventen Schwierigkeiten haben, einen guten Arbeitsplatz zu finden, und Arbeitnehmer befürchten, ihren Arbeitsplatz zu verlieren.
Die Angst vor Arbeitslosigkeit schmerzt sehr.
Die empirische Evidenz legt nahe, wahrzunehmen, dass Versuche, das Inflationsproblem durch eine Straffung der Geldpolitik («monetary austerity») zu "lösen", noch mehr Leid auslösen.
Siehe die EZB: Obwohl die Wirtschaft im Euro-Raum seit mehr als vier Jahren stagniert, halten die europäischen Notenbanker an hohen Zinsen fest. Die Inflation in der Eurozone ist nicht «sticky», sondern die «monetary austerity» ist «sticky».
Die jüngsten (Februar 2024) Umfragen des WSJ zeigen, dass die Einwanderung für die Wähler wichtiger ist als die Inflation und die Wirtschaft.
Es geht also in der Tat um die Arbeitsplätze und die Beschäftigung im Allgemeinen.
PS: Die Arbeitslosenquote für in den USA geborene Arbeitnehmer lag im Jahr 2023 bei durchschnittlich 3,6 %, der niedrigsten Quote seit Beginn der Aufzeichnungen. Offensichtlich ist die Einwanderung nicht die Ursache für die Arbeitslosigkeit unter in den USA geborenen Arbeitnehmern.