Morgan Stanley Research Team nennt es eine „Goldlöckchen“ (*) - sanfte Landung der US-Wirtschaft.
Im Vorfeld der Debatte ging es oft um die Frage, ob eine Flaute auf dem Arbeitsmarkt in Form einer höheren Arbeitslosigkeit notwendig sei, um die Inflation zu bekämpfen.
Wesentliche Aspekte dieser Erwartungen entsprechen der neoklassischen Wirtschaftstheorie, wonach die Geldmenge unter der Kontrolle der Fed steht und die Aktivitäten der privaten Banken ignoriert werden können, da sie lediglich zwischen Sparern und Kreditnehmern vermitteln.
Die Phillips-Kurve, die daraus hergeleitet wurde, zeigt einen unaufhaltsamen und rätselhaften «trade-off» (umgekehrten Kompromiss) zwischen Inflationsraten und Arbeitslosenquoten: Wenn die Arbeitslosigkeit hoch ist, ist die Inflation niedrig.
Doch das ist ein Makel, gelinde gesagt.
Angesichts der Tatsache, dass der Inflationsanstieg in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften zwischen 2021 und 2023 hauptsächlich auf negative Angebotsschocks und nicht auf eine starke Gesamtnachfrage zurückzuführen war, sind weitere Daten nicht notwendig, um der Ansicht einer Inflationsnormalisierung ohne Rezession zuzustimmen.
Zur Erinnerung:
Die Unterscheidung zwischen einer sanften und einer harten Landung ist für politische Entscheidungsträger, Unternehmen, Investoren und Einzelpersonen von entscheidender Bedeutung, da sie sich auf ihre Erwartungen, Entscheidungen und Strategien zur Bewältigung der wirtschaftlichen Bedingungen auswirkt.
Während eine sanfte Landung im Allgemeinen bevorzugt wird, da sie Störungen und wirtschaftliche Schwierigkeiten minimiert, kann eine harte Landung erhebliche negative Folgen für verschiedene Interessengruppen haben und möglicherweise aggressivere politische Reaktionen erfordern, um ihre Auswirkungen abzumildern.
Doch der ständige Hinweis darauf, wie robust (“resilient”) sich die Wirtschaft im Sog der COVID19 Pandemie erwiesen hat, kann darüber hinwegtäuschen, die positive Rolle erhöhter Staatsausgaben kritisch zu würdigen.
«Big Fiscal» leistet nämlich einen wesentlichen Beitrag zum Soft Landing-Ausblick für das verarbeitende Gewerbe, beispielsweise in den USA: Ein wachsender Glaube an eine sanfte Landung und das Potenzial für erhebliche Zinssenkungen könnten dem Sektor neue Dynamik verleihen, wie ING Economics Team unterstreicht.
Damit beantwortet sich auch die Frage, was hinter dem Anstieg der berufstätigen Frauen steckt?
In einem wirtschaftlichen Aufschwung, der die Erwartungen des Marktes und der Fed kontinuierlich übertroffen hat, standen Frauen an vorderster Front.
Die angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt («tight labor market») scheint eher ein Mythos zu sein, und die sich ändernden Arbeits- und Konsumgewohnheiten könnten das Trendwachstum erhöhen - die wirtschaftlichen Belege für Produktivitätsgewinne durch flexible Arbeitsformen sind beispielsweise ziemlich eindeutig, wie Paul Donovan, UBS in seinem Blog argumentiert.
Die Kosten der Inflationsbekämpfung sind nicht die dauerhaft erhöhte Arbeitslosigkeit, sondern die Frustration der Befürworter von Fiscal Austerity und Schuldenbremse, die nicht glauben wollen, dass Vollbeschäftigung gut für die Gesellschaft ist.
Die Inflation ist in der Schweiz seit Jahresbeginn weiter zurückgekommen und lag im Februar bei 1,2%. Es ist ein offenes Geheimnis, dass das Land seit langem mit Deflation und disinflationärem Druck in Verbindung mit einem überbewerteten Wechselkurs zu ringen hat.
Und siehe da: Die SNB hat am Donnerstag die Geldpolitik gelockert und den Leitzins um 0,25% auf 1,50% gesenkt. Begründung:
Die Lockerung der Geldpolitik wurde möglich, weil die Bekämpfung der Inflation über die letzten zweieinhalb Jahre wirksam war: Die Teuerung liegt nun seit einigen Monaten wieder unter 2% und somit im Bereich, den die SNB mit Preisstabilität gleichsetzt.
Eine Senkung der Zinssätze stimuliert die Gesamtnachfrage, was zu einer höheren Auslastung der Produktionskapazitäten und zu einem Anstieg der Beschäftigung führt. Außerdem beeinflusst das Zinsniveau auch den Wechselkurs.
Fazit: Fiskalpolitik wird wichtiger als Geldpolitik.
Das BIP-Wachstum im Jahr 2024 könnte den Konsens nach oben überraschen, angetrieben durch stärkere fiskalische Anreize als erwartet, wie Morgan Stanley hervorhebt.
Schließlich ist in den USA Wahljahr und die amtierende Partei, die sich um die Wiederwahl bewirbt, neigt dazu, Geld auszugeben, um die Wirtschaft zu stützen.
(*) Der Begriff («Goldilocks») "Goldlöckchen-Wirtschaft" bezieht sich auf eine Wirtschaft, die sich in einem «Gleichgewichtszustand» befindet und ein moderates Wirtschaftswachstum, eine niedrige Arbeitslosigkeit und eine stabile Inflation aufweist - im Grunde eine Wirtschaft, die "genau richtig" ist.
(**) Der Ansatz "Verkleinerung des Staates und Steuersenkungen für die Reichen" schafft keine Arbeitsplätze. Die neoliberale Wirtschaftspolitik ist überholt und stellt eine Gefahr für die pluralistische Demokratie dar. Die “Trickle-Down”-Ökonomie ist ein unnötiges Glücksspiel, das zu Lohnzurückhaltung und Stagnation führt.