Die Fed erhöhte die Zinsen zum vierten Mal in Folge um 75 Basispunkte und hob damit ihren Leitzins (Fed Funds Rate) von fast Null im März auf 3,75 % bis 4 % an.
Der Vorsitzende der US-Notenbank, Jerome Powell, ließ wenig Zweifel daran, dass er bereit ist, die Zinsen so hoch wie nötig zu treiben, um die Inflation zu bekämpfen.
Die Zinssätze werden höher steigen als bisher angenommen, sagte Powell, deutete aber auch an, dass der Weg bald zu kleineren Erhöhungen führen könnte.
Jetzt dreht sich das Marktgeschehen um die Risiken eines Überschießens (overshooting) der Fed und um die Frage, wie schnell die Zinssätze gesenkt werden könnten, wenn sie einmal pausiert hat.
Geldpolitische Entscheidungen sollten sich an Daten orientieren. Doch Daten sind wie die Inflation von Natur aus rückwärtsgerichtet.
Die Fed hat laut Morgan Stanley Research im Durchschnitt etwa 160 Tage oder etwas mehr als fünf Monate gebraucht, um zu entscheiden, dass ein Richtungswechsel angebracht ist.
Geht man davon aus, dass wir den endgültigen Zinssatz (terminal rate) im April 2023 erreichen, deutet die Geschichte darauf hin, dass die erste Zinssenkung im kommenden September erfolgen wird.
Die Geschichte zeigt auch, dass neue Bullenmärkte bei Aktien selten vor der ersten Zinssenkung beginnen.
Inzwischen hat ein Schlüsselsegment der Treasury-Kurve (zweijährige gegenüber der zehnjährigen Kurve) einen neuen Extremwert der Inversion erreicht, wie seit Anfang 1982 nicht mehr gesehen wurde.
Eine umgekehrte (invers) Renditekurve ist für viele Anleger ein wichtiges Warnzeichen für eine bevorstehende Rezession, da der Markt beginnt, ein Ende der restriktiven Politik einzupreisen und sich auf niedrigere Zinssätze in der Zukunft einstellt, um den Schlag einer drohenden Verlangsamung abzumildern.
Eine so tiefe Inversion ist so gut wie eine Garantie für eine Rezession auf dem Anleihemarkt, die man nur bekommen kann, bemerkt John Authers in seiner Bloomberg Kolumne.
Doch im März spielte Powell die Bedeutung des Anstiegs der zweijährigen Renditen über die 10-jährigen Renditen herunter – wie gesagt ein oft zitierter Vorbote einer Rezession.
Er argumentierte, dass die Händler die falsche Messgröße betrachteten und dass die Messung am kürzeren Ende (near-term forward spread) eine klarere Aussagekraft habe, denn "wenn sie invertiert ist, bedeutet das, dass die Fed die Zinsen senken wird, was wiederum bedeutet, dass die Wirtschaft schwach ist".
Fazit:
Es wird allgemein erwartet, dass die US-Notenbank die Zinssätze weiter anheben wird, obwohl Anzeichen einer Verlangsamung sich mehren.
Wir brauchen eine Erklärung dafür, was die Zinserhöhungen bewirken werden, v.a. im Hinblick auf den durch die Störung der globalen Lieferketten (supply chain) ausgelösten Preisanstieg.