Ein allgemein bekanntes, neoklassisch geprägtes Sprichwort aus Wirtschaftslehrbüchern ist «There ain’t so such thing as a free lunch».
Es wurde vor allem in Kreisen von Milton Friedman populär gemacht.
Das Diktum geht auf einen Marketingtrick der Saloons des 19. Jahrhunderts zurück, die ihren Kunden ein „kostenloses“ Mittagessen («free lunch») anboten, in der Annahme, dass sie es mit Bier oder anderen Getränken herunterspülen würden. Selbstverständlich waren die Kosten für das Mittagessen im Getränkepreis enthalten.
Der Kerngedanke lässt sich in einer breiteren Fassung dahingehend umformulieren, dass es bei wirtschaftlichen Entscheidungen auf die Opportunitätskosten und nicht nur auf die monetären Kosten ankommt, wie John Quiggin in seinem ausgezeichneten Buch «Economics in Two Lessons» erklärt.
Obwohl für das Mittagessen keine ausdrückliche Gebühr erhoben wird, können die Gäste es nur zu den Opportunitätskosten konsumieren, die durch den Verzicht auf billigeres Bier zum Mittagessen entstehen.
In der Tat kennt die Wirtschaftswissenschaft zwei Arten von "free lunch": technologische Innovationen und eine bessere Ressourcen-Allokation, wie der an der University of Queensland (Australien) lehrende Wirtschaftsprofessor weiter bemerkt.
Technologische Innovationen sind die offensichtlichste Art von «free lunch».
Technologische Innovationen, die es uns ermöglichen, einen bestimmten Output mit weniger Input, einschließlich Arbeit, zu produzieren, sind das klassische Beispiel für ein kostenloses Mittagessen.
Die Einführung der neuen Technologie ermöglicht es uns, den Output zu steigern, ohne zusätzliche Ressourcen zu verbrauchen, so dass die Opportunitätskosten des zusätzlichen Outputs gleich Null sind.
Die zweite Art des kostenlosen Mittagessens, das Kernanliegen der Wirtschaftswissenschaften, ergibt sich aus einer verbesserten Ressourcen-Allokation.
Nicht theoretisch, aber in der Praxis sieht es so aus:
Bevor der Staat mehr ausgibt, muss sie prüfen, ob Ressourcen zum Kauf verfügbar sind. Wenn ungenutzte Ressourcen vorhanden sind, kann der Staat diese sicher nutzen, es handelt sich um ein „kostenloses Mittagessen“ («free lunch»), unterstreicht L. Randall Wray in seinem neuen lesenswerten Buch «Making Money Work for Us».
Die Annahme des "kostenlosen Mittagessens" ist daher absurd:
«free lunchs» gibt es im Überfluss. Es ist laut Prof. Wray ein politisches Versagen, sich zu weigern, sie in Anspruch zu nehmen.
Was ist damit gemeint?
Wenn es arbeitslose Ressourcen gibt, ist es möglich, sie so zu nutzen, dass wir ein «free lunch» erhalten. Und diese «free lunchs» können sich um ein Vielfaches auszahlen, wenn wir sie klug einsetzen, um Kapazitäten aufzubauen.
Die Einstellung eines Arbeitslosen ist daher ein «free lunch».
Wenn wir die Vorteile eines «kostenlosen Mittagessens» nicht nutzen, haben wir nicht nur jetzt weniger Beschäftigung, Einkommen und Produktion, sondern wir verringern auch unsere Fähigkeit, in Zukunft weniger zu produzieren, als es möglich wäre.
Wenn wir davon ausgehen, dass alle Menschen das Recht auf Zugang zu einigen Grundbedürfnissen haben, müssen wir jemanden unterstützen, egal ob er arbeitet oder nicht.
Selbst wenn die Sozialbeiträge dieser Person relativ gering sind, gewinnt die Gesellschaft, wenn sie sich durch ihre Beschäftigung erhöhen. Es ist ein «free lunch».
Wir müssen jedoch ihre unbezahlten Beiträge berücksichtigen, bevor sie eine Anstellung findet.
Wenn sie sich während ihrer Arbeitslosigkeit um Familienangehörige kümmerte und ihr Arbeitsentgelt zu niedrig ist, um einen Ersatz für die Pflege der Familie einzustellen, könnte der Nettovorteil ihrer Beschäftigung Null oder negativ sein, wie Wray in seinem Buch weiter argumentiert.
In diesem Fall handelt es sich nicht um ein «free lunch». Damit wir «free lunch» genießen können, sind eine angemessene Bezahlung sowie Sozialleistungen (einschließlich Kinderbetreuung) notwendig.