Die Anleger hatten es in den vergangenen zwei Wochen gewagt, schon wieder von einer schnellen Zinssenkung zu träumen.
Doch dann wurde ihnen vom Vorsitzenden der Fed Jerome Powell ein böses Erwachen bereitet. Er sagte zwar, dass die Zentralbank vorsichtig bleiben werde, warnte aber auch, dass sie nicht zögern werde, die Zinssätze bei Bedarf wieder anzuheben.
Mit anderen Worten wiederholt Powell die Botschaft “hohe Zinsen für längere Zeit” (“higher for longer”) für die Wall Street quasi mit der Lyric von Bruno Mars: “I'ma leave the door open, hoping and I'm hoping, hoping”.
Einige Anleger glauben jedoch, dass die finanziellen Bedingungen für die Fed zu locker werden könnten, wenn die Renditen weiter sinken und die Zentralbank gezwungen wäre, die Zinsen länger hochzuhalten, um einen Anstieg der Inflation zu verhindern.
Die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen sind tatsächlich von ihren Höchstständen um fast 50 Basispunkte gefallen, während sich der S&P 500 in diesem Zeitraum um etwa 6,5 % erholt hat.
Im Grunde genommen gilt, wie Barry Eichengreen in seiner Kolumne bei Project Syndicate unterstreicht:
Wenn sich die fundamentalen Faktoren, die die UST-Renditen bestimmen, nicht dramatisch verändert haben, ist es möglich, dass die Zinsen sinken und sich die Anleihepreise erholen, nachdem die Inflationsangst vorüber ist.
Auf dieser Seite des Atlantiks hingegen sendet die EZB eigenartige Signale.
Die Präsidentin Christine Lagarde sagt, dass sie vor einem geldpolitischen Kursschwank die nächste Runde der Tarifverhandlungen abwarten will, um sicher zu sein, dass daraus keine neuen inflationäre Impulse hervorgehen.
Doch nach zwei Jahren sinkender Kaufkraft ist das nicht verwunderlich, dass Europas Arbeitnehmer auf mehr Lohn drängen.
Die Nominallöhne, die im Euroraum um 4,5% gestiegen sind, tragen dazu bei, den Druck auf die Lebenshaltungskosten zu mildern und das Wirtschaftswachstum zu unterstützen, wie IMF in einer neulich vorgelegten Analyse notiert.
Unternehmen, die im Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte stehen, können mehr bezahlen, um Mitarbeiter zu halten.
Es mag dahingestellt sein, ob die demografische Entwicklung und kürzere Arbeitswochen für Arbeitgeber große Herausforderungen bedeuten.
Neben Löhnen können Unternehmen auch daran ansetzen, die Arbeitsbedingungen (Stichwort: familienfreundlicher) zu verbessern, was zum Beispiel die Rekrutierung von Frauen und Pensionierten betrifft.
Rational betrachtet bietet sich ferner auch die Zuwanderung als Chance.
Ein kurzfristiger Lohndruck muss also nicht unbedingt mit einer «Anspannung» auf den Arbeitsmärkten einhergehen und dadurch den Inflationsdruck verstärken, wie u.a. von dem IWF befürchtet wird.
Es gibt keine Anzeichen für die Befürchtung einer Lohn-Preis-Spirale im Euro Raum. Goldman Sachs Laufzeitprämium («term premium») Einschätzungen in Bezug auf den Euroraum deuten darauf hin, dass außer der EZB kein Marktteilnehmer ein (hohes) Inflationsrisiko erwartet.
Die Laufzeitprämien für Staatsanleihen in Euro schwanken geringfügig auf einem moderaten Niveau.
Arbeitsplatz ist eine der wichtigsten Determinanten für Glück. Der Verlust eines Arbeitsplatzes verringert das Wohlbefinden, während das Finden eines Arbeitsplatzes es verbessert.
Eine der wichtigsten Determinanten für Glück ist ein Arbeitsplatz. Der Verlust eines Arbeitsplatzes verringert das Wohlbefinden, während das Finden eines Arbeitsplatzes es verbessert.
Ein Anstieg der Arbeitslosenquote um 1 % senkt das Wohlbefinden viel stärker als ein entsprechender Anstieg der Inflationsrate.
Kein Lohnwachstum bedeutet keinen Mangel an Arbeitskräften.