Europe with Fiscal and Monetary Austerity in Recession
Disinflation Pushes Real Policy Rate Even More Restrictive
Der deutsche Finanzminister Christian Lindner wehrt sich gegen die Aussage in Mainstream-Media, die Wirtschaft seines Landes sei zum "kranken Mann Europas" geworden.
Deutschland sei «ein müder Mann nach einer kurzen Nacht», sagte er auf dem letzten Panel des Weltwirtschaftsforums in Davos am Freitag.
«Was wir brauchen, ist eine gute Tasse Kaffee, das heißt Strukturreformen», so der deutsche Politiker der FDP.
Die Botschaft ist klar: Die deutsche Fiskal-Politik ist und bleibt restriktiv.
Doch auch die Geldpolitik ist derzeit restriktiv, trotz aller Widrigkeiten einer seit langer Zeit stagnierenden Wirtschaft Europas.
Eine Geldpolitik gilt als restriktiv, wenn die Zentralbank Maßnahmen zur Erhöhung der Zinssätze ergreift, um die Inflation zu bremsen oder eine Überhitzung der Wirtschaft zu verhindern.
Das Hauptziel einer restriktiven Geldpolitik besteht darin, übermäßige Ausgaben und Kreditaufnahmen einzudämmen, die zu einem Inflationsdruck führen könnten.
Die Zentralbanken erhöhen häufig die Leitzinsen, um die Kreditaufnahme zu verteuern. Dies wiederum führt zu einem Rückgang der Verbraucherausgaben und der Unternehmensinvestitionen, was zur Abkühlung einer überhitzten Wirtschaft beiträgt.
In einigen Fällen kann eine restriktive Geldpolitik zu einer Aufwertung der Landeswährung führen, was aus Sicht der Unternehmen in der Eurozone nicht begrüssenswert wäre, weil ein teurer Euro auf dem Export-Geschäft lasten würde.
Eine Tatsache ist, dass die europäische Wirtschaft alles andere als «überhitzt» ist.
Deutschland, die grösste Volkswirtschaft Europas ist gerade in eine Rezession gerutscht. Und die Inflation, besser gesagt der prompte Preisanstieg, ausgelöst durch die Störungen der globalen Lieferketten, bedingt durch die COVID19 Pandemie, war transitorischer Natur und hat sich inzwischen von dem Peak-Level vor 12 Monaten mehr als halbiert.
Wie restriktiv der Geldpolitik der EZB ist, lässt sich dem folgenden Chart entnehmen.
Auch wenn die EZB-Vertreter darauf hinweisen, dass "r-star" ein nicht-beobachtbares und schlüpfriges Konzept sei, bedeutet ihre grobe Annahme eines langfristigen neutralen Wertes von 2% (oder eines realen Leitzinses von Null), dass die aktuellen Zinssätze mindestens 100 Basispunkte "restriktiv" sind.
Die grobe Schlussfolgerung ist, dass beide Zentralbanken die nominalen Leitzinsen bequem senken könnten, während sie weiterhin öffentlich darauf bestehen, wie das EZB-Protokoll am Donnerstag andeutete, dass sie "für einige Zeit eine restriktive Haltung beibehalten werden".
Wir verfolgen auf «Social Media», dass die Zentralbanker sicher sein wollen, dass die Inflation nicht wieder ansteigt.
Wie können aber die Verantwortlichen der Zentralbank sicher sein, dass die Inflation nicht wieder ansteigt, wenn sie keine Gelegenheit auslassen, immer wieder die Unsicherheit zu betonen.
Was ist aber die Abhilfe?
Eine "Überstraffung" («over-tightening») der Geldpolitik und damit ein Anstieg der Arbeitslosigkeit?
Strukturreformen (bekannt als Sparmaßnahmen plus Lohnkürzungen) sind wirtschaftlich schädlich und fördern tendenziell eine Politik der Vorurteile - sie könnten die Unterstützung für die Rechtsextremen stärken - die AfD ist auf dem besten Weg, im Jahr 2024 drei wichtige Landtagswahlen in Ostdeutschland zu gewinnen.
Wahr ist aber auch, dass eine weitere Disinflation von nun an die realen Leitzinsen noch restriktiver machen wird, wenn es nicht zu einer Senkung des Nominalzinses kommt – kaum das, was die EZB zum jetzigen Zeitpunkt anstrebt. Oder?