Euro Area GDP-Deflator and Monetary Policy Implications
Temporary Disinflation or Deflation Risk?
Die jährliche Inflationsrate der Eurozone wird im September 2024 voraussichtlich bei 1,8% liegen, gegenüber 2,2% im August, so eine Schnellschätzung von Eurostat am Dienstag, dem statistischen Amt der Europäischen Union.
Und wie auch das Statistische Bundesamt (Destatis) am Vortag nach bisher vorliegenden Ergebnissen mitgeteilt hat, wird die Inflationsrate in Deutschland im September 2024 voraussichtlich 1,6 % (zum Vorjahresmonat) betragen.
Die Inflationsrate ohne Nahrungsmittel und Energie, auch Kerninflation genannt, beträgt voraussichtlich 2,7%.
Im August hatte die Inflationsrate erstmals seit Langem wieder die Marke von 2% unterschritten und war auf 1,9% gefallen. Ihren Höhepunkt hatte die Inflation im Oktober 2022 mit mehr als 8% in Deutschland und mehr als 10% im Euroraum insgesamt erreicht.
Dazu kommt, dass die deutsche Regierung ihre Prognosen für die größte Volkswirtschaft Europas senken muss und nun für dieses Jahr überhaupt kein Wachstum mehr erwartet, wie Bloomberg auf die mit der Angelegenheit vertrauten Personen berichtet.
Demnach dürften Regierungsmitarbeiter in Berlin ihre Wachstumsprognose für 2024 von den zuvor prognostizierten 0,3% auf – bestenfalls – Stagnation senken.
Und stell’ dir jetzt vor: Christine Lagarde, EZB-Präsidentin sagt, dass die (europäische) Wirtschaft mit Gegenwind konfrontiert sei und die EZB optimistischer werde, dass sie die Inflation unter Kontrolle bringen kann.
Ist das wirklich ernst gemeint?
Innerhalb von vier Jahren ist die deutsche Wirtschaft zu einem Schatten ihrer selbst geworden. Seit 2020 stagniert die deutsche Wirtschaft weitgehend, hinkt den Volkswirtschaften anderer Länder im Euroraum hinterher und wirft viele Fragen über ihr Wirtschaftsmodell auf, wie Pictet AM aus Genf in einer aktuellen Research-Arbeit hervorhebt.
Es ist ein offenes Geheimnis, dass die im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse («debt-brake») den Spielraum der Regierung in Sachen fiskalpolitische Aktionen erheblich einschränkt.
Der Auftragseingang im gesamten verarbeitenden Gewerbe geht seit zweieinhalb Jahren zurück. Das ist einmalig, wie Heiner Flassbeck in einem aktuellen Interview mit Freitag unterstreicht.
Niedrige öffentliche Investitionen in Deutschland sind bekanntlich ein Dauerthema, insbesondere in Bereichen wie Digitalisierung, Infrastruktur und Bildung.
Die öffentlichen Investitionen Deutschlands gehörten im letzten Jahrzehnt gemessen am BIP zu den niedrigsten aller europäischen Länder. Tatsächlich sind die öffentlichen Investitionen seit dem Boom nach der Wiedervereinigung im Jahr 1990 stetig zurückgegangen.
Und der BIP-Deflator oben drauf spricht Bände.
Ein drastischer Einbruch des BIP-Deflators nach dem Ende eines vorübergehenden Angebotsschocks kann hinsichtlich der Inflationsaussichten auf verschiedene Weise beurteilt werden.
Im Übrigen: Der BIP-Deflator misst das allgemeine Preisniveau der im Inland produzierten Waren und Dienstleistungen und spiegelt sowohl die Verbraucher- als auch die Erzeugerpreise wider.
Ein starker Rückgang des Deflators kann ein Zeichen für erhebliche Veränderungen des Inflationsdrucks sein und seine Auswirkungen hängen im Allgemeinen von den spezifischen Umständen ab, die den Angebotsschock begleiten.
Doch die entscheidende Frage ist, ob der Einbruch des BIP-Deflators eine vorübergehende Rückkehr zu einer niedrigeren Inflation (Disinflation) oder ein mögliches Abgleiten in die Deflation signalisiert.
Wenn sich die Preise nach dem Schock stabilisieren, könnten sich die Inflationsaussichten verbessern.
Bleibt die Nachfrage schwach oder führen strukturelle Faktoren zu einem weiteren Preisverfall, könnten Deflationsrisiken entstehen, die zu Bedenken hinsichtlich eines anhaltend niedrigen Wachstums oder einer Stagnation führen.
Was unternimmt die EZB vor diesem Hintergrund?
Die EZB bleibt ohne Zweifel der “X-Faktor” wegen der Besessenheit für die «monetary austerity», die die Mehrzahl der Mitglieder des EZB-Rats bei jeder Gelegenheit an den Tag legt.
Während sie energisch an ihrer Datenabhängigkeit festhält, koste es was es wolle, hat Fed Präsident Powell am Montag zwei weitere Zinssenkungen (jeweils 0,25%) im Voraus angekündigt.
Die deutsche Wirtschaft steckt im Grunde genommen in einer schweren Rezession.