Energiepreise, Geldpolitik und «Backwardation»
Energy prices, monetary tightening and "backwardation."
Die starke Nachfrage und das knappe Angebot, bedingt durch die Störungen in den Lieferketten (supply chain) treiben die Preise an den Rohstoffmärkten in die Höhe.
Normalerweise befinden sich die Warenterminmärkte in einem «contango». Das heisst, dass die aktuellen Kassa-Preise aufgrund der Lagerungs- und Abschreibungskosten niedriger sind als die Terminpreise.
Doch heute liegen die Kassapreise für die 8 wichtigsten Bestandteile des Bloomberg Commodity Index im Durchschnitt 6% über ihrem 1-Jahres-Terminpreis, wie JPMorgan in einer jüngsten Analyse hervorhebt.
Dieser Zustand wird an den Futures-Märkten als «backwardation» bezeichnet. Und «backwardation» bewegt sich seit Anfang 2021 auf einem 15-Jahres-Hoch.
Good News:
Die niedrigen Preise für Terminkontrakte implizieren die Erwartung eines Rückgangs der Rohstoffpreise im nächsten Jahr, wenn die Pandemie abklingt und die Lieferketten (supply chain) aufholen.
Bad News:
Die jüngste Eskalation des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine droht die Rohstoffmärkte weiter zu stören.
Und dies wiederum könnte die geldpolitische Unsicherheit weiter schüren, da die Zentralbanken verstärkt auf die Inflation achten.
Wenn der Westen Wirtschaftssanktionen verhängen würde, würde Russland darauf so reagieren, dass es die Erdgas- und Ölexporte einschränkt.
Zur Erinnerung: Russland ist der zweitgrößte Erdgasproduzent der Welt (17% Marktanteil) und einer der größten Ölproduzenten (12% Marktanteil).
Die Energiepreise würden weiter in die Höhe schnellen, und die Weltwirtschaft könnte sich aufgrund der gedrückten Verbrauchernachfrage abschwächen.
Sollte sich dieser Konflikt jedoch in Wohlgefallen auflösen, würden die Energiepreise im Laufe des nächsten Jahres sinken, wie die Futures-Märkte andeuten. Und die Inflation würde fallen.
Unabhängig davon ist es wichtig, zur Kenntnis zu nehmen, dass die heutige Wirtschaft viel weniger vom Öl abhängig ist als in den 1970er Jahren.