Energiepreise: Es ist Zeit, eine Katastrophe zu verhindern
The globally transmission of energy prices
In Europa hat eine schwere Energiekrise die Inflation auf ein Rekordniveau getrieben, was die Haushalte belastet und sich sogar in den kommenden kalten Wintermonaten zu verschärfen droht.
Während die Importpreise rasant ansteigen, ist das Verbrauchervertrauen so schwach wie noch nie. Und die Stimmung in der Wirtschaft verschlechtert sich.
Die Regierungen setzen vor diesem Hintergrund auf Strategien zur Krisenbewältigung: Preisobergrenzen, Steuern auf Gewinnüberschüsse und Rationierung.
Die Waren und Dienstleistungen, die die Menschen kaufen, lassen sich im Wesentlichen in zwei große Kategorien einteilen:
Diejenigen, die stark von den internationalen Märkten beeinflusst werden, werden als "handelbare Güter" bezeichnet, was sich auf ihre Eigenschaft bezieht, sich im internationalen Handel zu bewegen, wie z.B. Energie.
Die andere Kategorie sind "inländische" Waren und Dienstleistungen ("Nicht-Handelsgüter"), deren Preise von den internationalen Märkten wenig beeinflusst werden, wie z.B. Unterkunft.
Zwischen 2000 und 2017 weist der Energiesektor recht starke Schwankungen auf, während die Kosten für Unterkünfte langsam und stetig ansteigen.
Ein Beispiel aus den USA:
In den 18 Jahren stieg der jährliche Durchschnittspreis (in absoluten Werten) für Unterkünfte um 2,6 %, während die Energiepreise im Durchschnitt um 10,2 % schwankten.
So fielen die Energiepreise im Jahr 2008 um 24 % und stiegen im darauffolgenden Jahr um 17 %. Für Unterkünfte lagen die Preisänderungen in denselben Jahren bei 0,2 % und 2,5 %.
Was aber passiert, wenn eine Zentralbank (z.B. die Fed, die BoE oder die EZB) versucht, eine Inflationsrate zu senken, deren Anstieg aus Preisen resultiert, auf die diese Notenbanken wenig oder gar keinen Einfluss haben?
Die Auswirkungen ihrer inflationsdämpfenden Maßnahmen betreffen die Preise, auf die sie Einfluss haben: die inländischen Dienstleistungen.
Was ist die größte Kostenkomponente der inländischen Dienstleistungen?
Löhne.
Das heisst, dass der Versuch einer Zentralbank, die international getriebene Inflation zu unterdrücken, in der Praxis eine Politik der Lohnunterdrückung ist, wie Prof. John F. Week in seinem Buch argumentiert.
Der IMF hat neulich unterstrichen, dass die Risiken der Lohn-Preis-Spirale trotz hoher Inflation eingedämmt zu sein scheinen.
Begründung: Die zugrundeliegenden Inflationsschocks kommen von außerhalb des Arbeitsmarktes. Und sinkende Reallöhne tragen dazu bei, den Preisdruck zu verringern.
Doch die Zentralbanken betreiben eine aggressive Straffung der Geldpolitik und riskieren damit «overshooting».
Fazit:
Eine über dem Ziel der Zentralbank liegende Inflation ist nicht auf übermäßige öffentliche Ausgaben zurückzuführen. Sie resultiert aus der internationalen Übertragung von Rohstoffpreisen, fast immer Energiepreisen.
Es besteht vor diesem Hintergrund keine Notwendigkeit, erneut dazu überzugehen, die Gürtel enger zu schnallen. Jetzt ist nicht die Zeit für die Politik des ausgeglichenen Haushalts, sondern einer ausgeglichenen Wirtschaft.
Der Haushalt ist kein Selbstzweck. Daher sollten die politischen Entscheidungsträger niemals ein bestimmtes Haushaltsergebnis anstreben.
Stattdessen sollte der Haushalt als ständiges Mittel zur Erreichung gesellschaftlicher Ziele eingesetzt werden, die auf die Erhöhung des Lebensstandards und eine gerechtere Verteilung des Einkommens abzielen.
Es ist an der Zeit, im Sog der Pandemie und der Störungen der globalen Lieferketten eine soziale und wirtschaftliche Katastrophe zu verhindern.
(*)
Die Verschlechterung der «»Terms of Trade» in der Eurozone um fast 7% seit Beginn des Krieges könnte für sich genommen etwa ein Drittel bis die Hälfte des BIP-Wachstums zunichte machen, das ohne den Krieg in den Jahren 2022 und 2023 zu verzeichnen gewesen wäre.