Das US-Handelsdefizit erreichte im Januar im Vorfeld der Russland-Ukraine-Krise einen neuen Rekord, da die Einfuhren von Fahrzeugen und Energielieferungen zunahmen, während die Ausfuhren zurückgingen.
Die USA importierten im Jahr 2021 Waren im Wert von 29,7 Mrd. USD aus Russland, das damit auf Platz 19 der US-Importpartner rangiert - knapp hinter Brasilien und vor Singapur.
Auf Erdölprodukte entfielen fast 60% des Wertes dieser Einfuhren, gefolgt von Edelmetallen, Eisen und Stahl, Meeresfrüchten und Düngemitteln.
Die Ausweitung des Defizits im Januar spiegelt im Grunde genommen einen Anstieg der Nachfrage nach im Ausland hergestellten Importen wider.
Es ist daher schwer, die Rufe nach der Stagflation vor diesem Hintergrund angemessen nachzuvollziehen, auch wenn der Ölversorgungsschock in den 1970er Jahren gewisse Assoziationen auslöst.
Was die Zinsmärkte signalisieren, kann nicht übersehen werden: Es ist verfrüht, von Stagflation zu reden.
Die Händler gehen nämlich nach wie vor davon aus, dass der Preisdruck in den kommenden Jahren nur mäßig ansteigen und längerfristig nachlassen wird.
Die Markterwartungen für die Inflation in den nächsten zehn Jahren sind so hoch wie seit 2005 nicht mehr, aber sie deuten immer noch nur auf einen Verbraucherpreisindex (CPI) von etwa 3 % in den nächsten zehn Jahren hin.
In der Stagflationsära erreichte der Verbraucherpreisindex einen Höchststand von über 13%, verglichen mit einer Jahresrate von 7,5% im Januar.
Die Umkehrung (inverse) der Breakeven-Kurve spricht ebenfalls dafür, dass der Anstieg der Inflation nicht von Dauer sein wird.
Die zehnjährige Breakeven-Rate liegt rekordverdächtige 60 Basispunkte unter der fünfjährigen Breakeven-Rate. Das ist laut Bloomberg der größte Abstand seit der Zusammenstellung der Daten.
Inzwischen nehmen Anreize für Fiskal-Ausgaben auf beiden Seiten des Atlantiks zu.
Ein grosser Teil der Stimulus-Pläne der Biden-Administration fliesst in den Ausbau der Infrastruktur, der eine enorme Multiplikator-Dynamik hat.
Geld ist – frei nach Keynes - die entscheidende produktive Ressource, eine "Sozialtechnologie", die zur Schaffung von nichtinflationärem Wirtschaftswachstum und Beschäftigung eingesetzt werden kann.
Der springende Punkt ist, ob die Schaffung und Ausgabe von Geld darauf abzielt, das notwendige Niveau der effektiven Nachfrage aufrechtzuerhalten, um alle vorhandenen Ressourcen zu nutzen und die Produktion neuer Ressourcen zu fördern.
Es geht also nicht um die Zuführung von Quantitäten von Geld, sondern um Investitionen in die Existenz.