Die Inflationserwartungen, die von UST-Breakeven-Sätzen gemessen werden, deuten darauf hin, dass die Inflationsangst in den USA zu schwinden scheint.
Analysten für Containerschifffahrt reden zugleich davon, dass der durch die Pandemie ausgelöste Boom bei den Frachtraten seinen Höhepunkt erreicht hat.
Tatsächlich sind die Seefrachtraten auf den wichtigsten Handelsrouten seit Anfang des Jahres um mehr als die Hälfte gesunken, was ein mögliches Zeichen für einen nachlassenden Inflationsdruck und eine Entlastung der Lieferketten («supply-chain») ist.
Die Kosten für die Verschiffung eines 40-Fuß-Containers von China an die US-Westküste liegen bei rund 4’300 $ und damit um fast 72 % niedriger als Mitte Januar.
Im Vergleich dazu kostet ein Container, der von Asien nach Europa verschifft wird, rund 7’800 $ und damit 40 % weniger als zu Beginn des Jahres.
Der Hauptgrund für die niedrigen Preise ist ein Rückgang der Nachfrage nach Seefracht.
Wie JPMorgan argumentiert, beginnt inzwischen die These von den "überschüssigen Ersparnissen" («excess savings») zu schwächeln, da sich die finanzielle Lage der Verbraucher seit Jahresbeginn deutlich verschlechtert hat.
Die persönliche Sparquote ist von 8,5 % Ende 2021 auf heute 5 % gesunken, und die Inanspruchnahme revolvierender Kredite hat stetig zugenommen.
Im Vergleich zu den unteren Einkommensgruppen verzeichnen die Verbraucher mit mittlerem Einkommen ein geringeres Lohnwachstum und haben weniger von den staatlichen Konjunkturmaßnahmen profitiert.
Fairerweise muss man sagen, dass die Konjunktur der Verbraucher sich zwar abschwächt, aber nicht ins Stocken gerät. Doch die Rezessionsrisiken in den USA sind seit Anfang des Jahres deutlich gestiegen.
Der Vorsitzende der US-Notenbank, Jerome Powell verteidigt die Jumbo-Zinsschritte der Fed mit dem Argument, dass die Inflation auf einem hohen Niveau stecken bleiben werde, was durch höhere Zinssätze angegangen werden müsse.
Doch der Weg der US-Notenbank dürfte zu einer harten Landung mit steigender Arbeitslosigkeit und einer unnötig zerstörerischen wirtschaftlichen Rezession führen.
Denn die Schätzungen der Fed basieren auf null Daten, wie Prof. David Blanchflower es in einem Meinungsartikel beim Magazin Politico ganz ohne Schnörkel zum Ausdruck bringt.
Die jüngsten Erkenntnisse deuten darauf hin, dass ein Anstieg der Arbeitslosenquote das Wohlergehen des Durchschnittsbürgers viel stärker senkt als ein entsprechender Anstieg der Inflationsrate. Tatsächlich ist es jetzt Zeit für Zinssenkungen, so Blanchflower weiter:
Wenn die Preise für Jahr 1 bei 100 liegen, steigen die Preise für Jahr 2 auf 110, was einer Inflation von 10% entspricht. Die Preise für Jahr 3 bleiben bei 110, was einer Inflation von 0% entspricht.
Aber, wenn die Preise für Jahr 4 auf 105 fallen: Das wäre immer noch 5% über dem Niveau von Jahr 1, aber jetzt haben wir eine Deflation von 4,5% Prozent. Genau das ist in Japan passiert, wo die Inflation hin und her in die Deflation überging.
Auf eine hohe Inflation folgt normalerweise keine annähernd so hohe Inflation. Historisch passiert das nicht.
Im Übrigen: Ölpreise brechen angesichts wachsender Rezessionsängste ein: In einem Umfeld erhöhter Volatilität und überwältigender Unsicherheit ist der US-Rohölpreis in den letzten drei Monaten um etwa 35 $ pro Barrel gefallen.