Joseph Wang: Central Banking 101, Publisher Joseph, January 2021, New York.
Wenn die meisten Menschen an Geld denken, stellen sie sich rechteckige, von der Regierung bedruckte Papierstücke vor, die als Fiat-Währung bekannt sind.
Obwohl dies die bekannteste Form von Geld ist, macht sie nur einen kleinen Teil dessen aus, was Geld im modernen Finanzsystem kennzeichnet.
Den meisten Menschen wird ihr Gehalt auf ihr Bankkonto überwiesen und über elektronische Zahlungen ausgegeben. Die Zahlen, die wir auf unserem Bankkonto sehen, werden als Bankeinlagen bezeichnet: eine eigene Art von Geld, das von Geschäftsbanken und nicht von dem Staat geschaffen wird, erklärt Joseph Wang in seinem Buch.
Eine Bankeinlage ist ein Schuldschein von einer Bank, der wertlos werden kann, wenn die ausstellende Bank in Konkurs geht. Ein 100-Dollar-Schein hingegen wird von der Fed ausgestellt, die Teil der US-Regierung ist. Dieser 100-Dollar-Schein ist so lange wertvoll, wie es die USA gibt.
Die dritte Art von Geld sind die Zentralbankreserven, eine besondere Art von Geld, das von der Fed ausgegeben wird und nur von Geschäftsbanken gehalten werden kann.
Die letzte Geldart sind Schatzanweisungen (US-Treasuries), die im Grunde eine Geldart sind, die ebenfalls Zinsen zahlt.
Genau wie Fiat-Währungen und Zentralbankreserven werden Schatzanweisungen von der US-Regierung ausgegeben. Sie können ohne weiteres in Bankeinlagen umgewandelt werden, indem sie auf dem Markt verkauft oder als Sicherheit für einen Kredit verwendet werden.
In einem funktionierenden Finanzsystem sind alle Formen von Geld frei ineinander konvertierbar. Wenn diese Konvertierung zusammenbricht, treten ernsthafte Probleme im Finanzsystem auf, wie Wang erklärt.
Die auf die Finanzierung von jungen Technologiefirmen spezialisierte Silicon Valley Bank (SVB) ist neulich in Schieflage geraten, weil die Solvenz und Liquidität der Bank durch die steigenden Zinsen gefährdet war.
Kunden zogen Milliarden an Dollar ab. Die kalifornische Aufsichtsbehörde zog am vergangenen Freitag die Konsequenzen und schloss die Bank (*).
Und die US-Notenbank (Fed) hat sofort eine neue Notfallfazilität eingerichtet, die es den Banken ermöglicht, eine Reihe von hochwertigen Vermögenswerten mit einer Laufzeit von einem Jahr gegen Bargeld zu verpfänden.
Die Aufsichtsbehörden versprachen außerdem, auch die nicht versicherten Einleger der SVB vollständig zu schützen.
Das neue Akronym heisst BTFP, welches für Bank Term Funding Program steht und für das 25 Mrd. Dollar zur Verfügung stehen. Damit können Banken bei der Fed Kredite aufnehmen, indem sie Staatsanleihen (US-Treasuries) als Sicherheiten verwenden und diese zum Nennwert bewerten.
Zur Erinnerung: US-Staatsanleihen sind die vorherrschende Geldform im Finanzsystem, weil sie sicher, liquide und weithin akzeptiert sind. Im Gegensatz zu Bankeinlagen sind sie risikofrei, da sie vollständig von der Bundesregierung gedeckt sind. Anders als Zentralbankreserven können sie von jedermann gehalten werden.
Vor diesem Hintergrund fungierte die Fed während der GFC 2008 als Kreditgeber der letzten Instanz (lender of last resort) für Geschäftsbanken, Schattenbanken und ausländische Banken (US Dollar swap lines). Und die sie bot (über ihre traditionelle Rolle hinaus) praktisch allen US-Unternehmen Liquidität an.
Der Autor verbrachte 5 Jahre damit, als leitender Händler am Open Markets Desk der US-Notenbank die Abläufe des Finanzsystems zu studieren. Der Desk sitzt im Zentrum des Dollarsystems als dessen ultimativer und unendlicher Anbieter von Dollars.
Er bietet in seinem unbedigt lesenswerten und nicht ausschweifenden Buch einen kenntnisreichen Überblick über das monetaristische System und zeigt in einer verständlichen Sprache versiert auf, wie die Finanzmärkte funktionieren.
Der spannenste Abschitt im Buch ist sicherlich über die sog. Shadow Banks (primary dealers, ETFs, investment funds, securitization vehicles usw.).
Eine Pflichtlektüre, die die grundlegenden Aspekte des Zentralbankwesens vermittelt und eine umfassende Einführung in die Finanzmärkte mit speziell hervorgehobenen Abschnitten für erfahrenere Leser bereitstellt.
(*) SVB ist nicht gescheitert, weil sie US-Staatsanleihen gekauft hat. Nein, alles dreht sich um unzureichende Eigenkapitalpuffer und unvorsichtige Bilanzierungspraktiken.