Die Aktienmärkte in aller Welt werden gegenwärtig von dem Narrativ überspannt: «Flut der Verkäufe».
Das ist ungewöhnlich.
Denn der Bull-Market war bis zum Anfang der lauen Sommerpause von der sog. «Magnificent Seven» getrieben.
Doch die Mega-Cap-Technologiewerte scheinen mittlerweile eine lange Siegesserie hinter sich zu lassen, zumal die Außenseiter (sog. «small-caps») nun die Führung übernehmen.
Es ist ein offenes Geheimnis, dass jeder Bullenmarkt Anführer und Nachzügler hat.
Die Erwartung einer anhaltenden Desinflation, einer Zinssenkung durch die Fed im September und einer Reihe von politischen Entscheidungen trugen inzwischen zu der erheblichen Rotation an den Märkten bei, die auf den US-Inflation-Bericht vom Juni folgt.
Bemerkenswert ist, dass eine Vielzahl von Investoren - allem Anschein nach - das Ausmaß der Konzentration des S&P 500 Index auf eine Handvoll Billionen-Dollar-Unternehmen als eine beunruhigende Entwicklung wahrzunehmen beginnt.
Tatsächlich hatte der Russell 2000 bis zum Börsenschluss am Freitag seinen zweitbesten Monat aller Zeiten gegenüber dem S&P 500 hinter dem Februar 2000 verzeichnet. Das ist ein ermutigendes Zeichen dafür, dass der restliche Markt noch erhebliches Aufwärtspotenzial hat.
Eine weitere Beobachtung für die eindimensionalen Aktienmärkte ist die Umkehr der Dynamik zwischen dem japanischen Yen und dem US-Dollar.
Die Aussicht auf Zinssenkungen durch die Fed und damit sinkende US-Renditen haben nicht nur zu einer Schrumpfung der Zinsdifferenzen geführt, sondern auch ein Licht auf den starken Yen-Carry-Trade geworfen, der eng mit dem Anstieg der «Magnificent Seven» korreliert, wie Morgan Stanley in einem jüngsten Research-Paper hervorhebt.
In den letzten zwei Jahren hat nämlich die Schwächung des Yen Spekulanten ermutigt, Geld in Yen zu leihen oder die Währung zu shorten und den Erlös in US-Aktien und -Anleihen zu investieren.
Das Zusammentreffen erwarteter Zinssenkungen der Fed und der am Mittwoch bekanntgewordene Zinserhöhung der Bank of Japan (BoJ) hat die Short-Positionen in Yen und Long-Positionen in US-Vermögenswerten rapide unter Druck gesetzt. Der US-Dollar wurde schwächer und der Yen gewann in den letzten zwei Wochen um etwa 6% an Wert.
Doch «soft-landing» (eine sanfte Landung der Wirtschaft) bleibt der wahrscheinlichste Hintergrund für die nächste Phase des nominalen Bullenmarktes.
Das Szenario hat aber einen Haken: Verbraucher-Sentiment. Die Stimmung in den USA hängt stark von den politischen Ergebnissen ab.
Wenn die inhärente Dynamik der High-Tech-Werte die Risiken auf andere Schlüsselfaktoren verlagert, werden die Karten neu gemischt und sowohl die Chancen als auch die Schwachstellen der aktuellen Bewertungen erscheinen dann in einem anderen Licht.
«animal spirits» wird an den globalen Finanzmärkten wieder grossgeschrieben.