Campaign Against Price Gouging
Fed’s restrictive monetary policy - Downward revisions to US jobs
Zunächst gab es einige Verzögerungen und Verwirrungen. Aber dann hat das Bureau for Labor Statistics (BLS) die vorläufigen Revisionen der US-Beschäftigtenzahlen außerhalb der Landwirtschaft vorgelegt.
Die Prozedur ist so, dass die Schätzungen des BLS an die offiziellen Steuerdaten anpasst werden, die wiederum als die wahre Benchmark für die Beschäftigung in den USA gilt.
Die Überraschung: Der US-Arbeitsmarkt hat sich von März 2023 bis März 2024 deutlich schwächer entwickelt als bisher angenommen.
Das Arbeitsministerium in Washington hat seine Schätzung für die Gesamtbeschäftigung um 818’000 Stellen oder 0,5% nach unten korrigiert.
Das heisst, dass in den 12 Monaten bis März 2024 nicht 2,9 Mio. neue Arbeitsplätze geschaffen wurden, sondern „nur“ 2,1 Mio. - was einem Fehler von 0,5% bei der Zählung der Beschäftigten entspricht. Anstatt eines durchschnittlichen monatlichen Beschäftigungszuwachses von 246’000 waren es also nur 178’000.
Die stärksten Rückgänge gegenüber der vorherigen Schätzung habe der Dienstleistungssektor mit 1,6% verzeichnet, gefolgt vom Gastgewerbe und Freizeitbereich mit 0,9%. Die Beschäftigung im öffentlichen Dienst sei nahezu unverändert geblieben.
Was ist davon zu halten?
Erstens: Die vorläufige Benchmark-Revision der US-Beschäftigtenzahlen außerhalb der Landwirtschaft hat keinen Einfluss auf das Verhalten der Verbraucher in der Gegenwart, da für private Konsumenten darum geht, was sie tatsächlich erleben, und nicht darum, was die Berichte darüber aussagen.
Zweitens: Die restriktive Geldpolitik der US-Notenbank (Fed) entpuppt sich tatsächlich als restriktiv. Ein Anstieg der Arbeitslosigkeit ist daher einer Verwunderung nicht angemessen.
Das ING Research Team bemerkt dazu, dass in stabilen Zeiten BLS-Annahmen zutreffend sind, aber an Wendepunkten im Konjunkturzyklus sie erheblich falsch liegen können - so neigen sie in der Anfangsphase eines Abschwungs dazu, die durch Neugründungen - „Geburten“ - geschaffenen Arbeitsplätze zu überschätzen und die Zahl der durch das „Sterben“ von scheiternden Kleinunternehmen verlorenen Arbeitsplätze zu unterschätzen.
Eine gute Faustregel besagt zudem, dass die US-Wirtschaft jeden Monat rund 200’000 neue Arbeitsplätze schaffen sollte. Wenn sie stattdessen 174’000 Arbeitsplätze produziert, bedeutet dies, dass die Fed zu sehr auf die Bremse getreten hat.
Mit anderen Worten hat die Fed die Zinssätze zu hoch angesetzt. Eine Zinssenkung im September um einen halben Prozentpunkt wäre vor diesem Hintergrund nicht unangemessen.
Seit den 1980er Jahren, als der US-Staat das Kartellrecht praktisch abgeschafft hat, haben sich zwei Drittel aller amerikanischen Industriezweige zu einer Handvoll riesiger Unternehmen konsolidiert.
Wenn vier oder weniger Firmen eine Branche beherrschen, ist es für sie ein leichtes Spiel, Preiserhöhungen zu koordinieren und Preissenkungen zu verhindern - und genau das ist jetzt geschehen, wie Robert Reich in seinem Substack-Account hervorhebt.
Der Hinweis des früheren Arbeitsministers (1993-1997) im Kabinett von Präsident Bill Clinton gilt für die letzte Woche von Kamala Harris angekündigte Thematik «price gouing», d.h. die Preistreiberei von Unternehmen.
Obwohl Donald Trump, der ehemalige US-Präsident, der Präsidentschaftskandidatin der Demokraten für die US-Wahl am 5. November unterdessen vorgeworfen hat, «price controls» (Preiskontrollen) anzustreben, befürwortet Harris genau das Gegenteil.
Die Unternehmen, die jetzt die Preise kontrollieren, sind große Konzerne. Und Harris möchte eine der wichtigsten Quelle von hohen Preisen angehen, nämlich die «monopoly power». Denn, wer zahlt am Ende die hohen Preise? Die Verbraucher.
«Wenn Grossunternehmen eine Art Kontrolle über die Preise haben, diktieren sie die Preise. Und wenn wir mehr Wettbewerb wollen, müssen wir Unternehmen dazu bringen, das zu tun, was Kapitalismus sie veranlasst zu tun: konkurrieren», so Reich weiter.
Auch Isabel Weber betont auf «X» (früher bekannt als «Twitter») den Unterschied:
Gesetze gegen Preiswucher sind wie Vorschriften gegen den Verkauf von Eintrittskarten («ticket scalping», illegaler Karten-Wiederverkauf) - sie verhindern, dass Verkäufer während eines großen Spiels extreme Preise verlangen.
Preiskontrollen sind wie die Festlegung einer pauschalen Obergrenze für Ticketpreise - unabhängig von der Veranstaltung darf der Preis einen bestimmten Betrag nicht überschreiten.
Meistens handelt es sich bei Preis-Abzockern um Ausnahmefälle, die von Fall zu Fall geahndet werden können. Aber es gibt Momente, in denen Abzocke zur Regel wird, erläutern Isabella Weber und James K. Galbraith in einem Meinungsartikel bei Boston Globe.
Wenn die Grundkosten in die Höhe schnellen, wie es 2021-2022 der Fall war, werden die Geschäftspläne durcheinander gebracht. Ungewissheit und Angst machen sich breit. Manche Unternehmen reagieren mit höheren Margen - weil sie es können, ohne aufzufallen.
Ihr Ziel könnte es sein, sich ein Polster für den Fall zuzulegen, dass die Kosten noch stärker ansteigen. Andere nutzen die Gunst der Stunde - wie die großen Eierproduzenten - und holen, was sie können.
Doch dann werden ihre Kunden unter Druck gesetzt, und das Gerangel um die Gewinnspannen zieht sich durch die gesamte Lieferkette. In diesem Fall können allgemeine Preiskontrollen oder Leitlinien helfen.
Der Einsatz gegen die Preisabzocke («price gouging») ist als gute Ökonomie begrüssenswert.
Exkurs:
Jedes Jahr werden die Beschäftigungsschätzungen der aktuellen Beschäftigungsstatistik (Current Employment Statistics, CES) mit umfassenden Zählungen der Beschäftigung im Monat März abgeglichen.
Diese Zählungen werden aus den Steuerunterlagen der staatlichen Arbeitslosenversicherung (UI) abgeleitet, die fast alle Arbeitgeber einreichen müssen.
Für die nationalen CES-Beschäftigungsreihen lagen die jährlichen Benchmark-Revisionen in den letzten zehn Jahren im Durchschnitt bei plus oder minus einem Zehntel Prozent der Gesamtbeschäftigung außerhalb der Landwirtschaft.
Die vorläufige Schätzung der Benchmark-Revision deutet auf eine Anpassung der Gesamtbeschäftigung außerhalb der Landwirtschaft für März 2024 von -818.000 (-0,5 Prozent) hin.