Die Bank of Japan (BoJ) ist die einzige Zentralbank der G7, die die kurzfristigen Zinssätze als Reaktion auf die steigende Inflation (ausgelöst durch die Störungen in den globalen Lieferketten während der COVID 19 Pandemie) nicht erhöht hat.
Da die Fed nun über Zinssenkungen im Jahr 2024 spricht, fragt sich, was die japanische Notenbank (BoJ) in Sachen Zinsen in diesem Zyklus unternehmen wird.
Bemerkenswert ist, dass die BoJ inzwischen 50-60 % der ausstehenden japanischen Staatsanleihen besitzt.
Wenn sich diese Zahl auf 100% zubewegt, gibt es keine Wirtschaftstheorie für das, was passieren wird, wundert sich Torsten Sløk von Apollo Global in einer neulich vorgelegten Präsentation.

Ist aber eine Theorie dafür tatsächlich notwendig?
Denn wenn man liest, dass die Bank of Japan (BOJ) fast 60% der ausstehenden japanischen Staatsanleihen besitzt, bedeutet dies, dass ein erheblicher Teil der Staatsschulden von der Zentralbank gehalten wird.
Es kann sicherlich nicht ausgeschlossen werden, dass diese Situation mehrere Auswirkungen auf die Liquidität auf den Finanzmärkten und die Bankreserven hat.
Wenn die Zentralbank Staatsanleihen kauft, führt sie dem Bankensystem Geld zu. Dieser Anstieg der Geldmenge (base money = cash + reserves) führt zu einer Erhöhung der Bankreserven.

Auch wenn die Banken ihre Reserven nicht direkt an Kunden verleihen, sind sie doch für verschiedene Aspekte des Bankgeschäfts von entscheidender Bedeutung, z. B. für die Einhaltung von Regulierung, für Interbanken-Transaktionen, für die Zahlungsabwicklung, für das Liquiditätsmanagement und für die Funktion als Sicherheitsnetz bei finanziellen Störungen.
Natürlich verdienen die Banken ein paar Cent an Zinsen, indem sie für Einlagen weniger zahlen als sie für Reserven von der Zentralbank erhalten. Eine Senkung der Zinssätze für überschüssige Reserven könnte also einige Banken dazu veranlassen, mehr Kredite an den privaten Sektor zu vergeben, um den Gewinnverlust bei der Differenz zwischen Reserven und Einlagen auszugleichen.
Würde die Zentralbank jedoch Anleihen verkaufen, würde dem Banken-System Geld entzogen, was die Fähigkeit der Banken zur Kreditvergabe beeinträchtigen könnte.

Ferner:
Warum verkauft der Staat Anleihen, wenn dieser einfach per Tastendruck Zahlungen leisten kann?
Wäre es nicht eine Katastrophe, wenn die sog. "Bond Vigilantes" in den Streik treten und sich weigern würden, Kredite zur Finanzierung der Staatsausgaben zu vergeben?
Der Verkauf von Anleihen ist kein wirkliches Kreditaufnahme-Verfahren. Und wenn die "Bond Vigilantes" sich weigerten, Anleihen zu kaufen, würde das den Staat nicht daran hindern, Geld auszugeben.
Wenn die Zentralbank Staatsanleihen verkauft, nennt man das eine geldpolitische Operation.
Wenn das Schatzamt Anleihen verkauft, nennt man das eine fiskalische Kreditaufnahme.
Die funktionelle Auswirkung ist jedoch genau dieselbe: Die Banken tauschen ihre Reserven, um Staatsanleihen zu kaufen.
Die Funktion von Anleiheverkäufen besteht darin, den Banken Reserven zu entziehen. Es handelt sich also um eine geldpolitische Operation, nicht um eine Kreditaufnahme.

Die Banken müssen über die Reserven verfügen, bevor sie die Anleihen bezahlen können, unabhängig davon, ob sie vom Schatzamt oder von der Zentralbank verkauft werden, denn sie bezahlen die Anleihen mit ihren Reserven bei der Zentralbank.
Der Staat muss also die Reserven ausgeben, bevor sie Anleihen verkaufen kann. Und wenn er die Reserven ausgeben kann, bevor er sie sich "leiht" (Anleihen verkauft), dann braucht er überhaupt keine Kredite aufzunehmen, d.h. keine Anleihen zu begeben.
Wenn den souveränen Staaten ihr eigenes Geld nicht ausgehen kann, besteht für Japan keine Gefahr der Zahlungsunfähigkeit. Der japanische Staat leiht sich nämlich keine Yen, er schafft sie in Form von BoJ-Reserven, wenn er Geld ausgibt.
Staatsanleihen sind nicht wirklich zur Kreditaufnahme gedacht. Der Verkauf von Staatsanleihen führt zu einer Belastung (debit) der Reserven und der Kauf von Anleihen führt zu einer Gutschrift (credit) der Reserven der Banken.
Das war’s.