Was wir seit dem Ausbruch der GFC 2007-2008 beobachten ist, was die Theorie der Liquiditätsfalle genau aussagt: 1) Wenn die Wirtschaft auf der Null-Zins-Grenze landet (zero lower bound), dann verliert die konventionelle Geldpolitik an Zugkraft, 2) Das Haushaltsdefizit löst kein «crowding out» aus und 3) die fiskalischen Multiplikatoren sind viel höher als sonst.
Das heisst, dass die Geldpolitik die Mithilfe von Fiskalpolitik braucht, um die gesamtwirtschaftliche Nachfrage anzukurbeln und die Beschäftigung zu stützen. Es ist daher ratsam, von Ausgabenkürzungen abzusehen, bis die Wirtschaft nicht mehr schwer angeschlagen erscheint.
Der Anstieg der Geldmenge durch die QE-Politik (d.h. Ankauf von Anleihen am sekundären Markt durch die Notenbanken) ist im gegenwärtigen Umfeld der Wirtschaft nicht inflationär.
Es ist unnötig, zu sagen, wie schwer es ist, die wirtschaftliche Flaute zu messen. Aber es ist zugleich hoch riskant, einen anhaltenden Verlust der Produktionskapazität in Kauf zu nehmen, in der Hoffnung, dass der Staub sich irgendwie legt und die Wirtschaft sich (dem Markt überlassend) selbst wieder erholt.
Die mengenmässige Lockerung der Geldpolitik (genannt QE: quantitative easing) ist im Grunde genommen eine Art Tausch von Vermögenswerten (asset swap), während die Menge des Geldes im Umlauf unverändert bleibt. Die QE-Politik erhöht oder verringert die Geldmenge (money supply) nicht direkt.
Zur Erinnerung: Geldbasis ist nicht gleich Geldmenge. Das Geldangebot ist grösser als die Geldbasis.
Per Definition: Notenbankgeldmenge (monetary base) = Noten im Umlauf + Giroguthaben der Banken bei der Notenbank.
Doch gegen Jahresende wurden in Social Media Stimmen laut (“Top Ökonomen” warnen), dass der rasante Anstieg der Geldmenge (mit dem Hinweis auf die Aggregate M2 und M3) Inflation auslöse und die Notenbank daher rasch auf die Bremse treten müsse. Das heisst: Zinserhöhungen.
Der ehemalige Fed-Präsident Ben Bernanke hat einst erklärt, dass die Fed kein Geld druckt. Im Rahmen des Anleihe-Kauf-Programms tauscht die US-Notenbank lediglich Staatsanleihen gegen Einlagen aus.
Im Klartext: Die Fed kauft den Banken Anleihen ab und schreibt den entsprechenden Betrag dem Konto der Banken bei der Fed (elektronisch) gut.
Im Übrigen hat Bernanke 2014 auch gesagt, was das Problem mit QE ist: es funktioniert in der Praxis, aber nicht in der Theorie.
Es ist ein offenes Geheimnis, dass das eigentümliche Phänomen «zero lower bound» und die Politik von «fiscal austerity» im Wesentlichen für die träge Erholung der Wirtschaft seit dem Ausbruch der GFC 2007-2008 verantwortlich sind.
Darüber wurde vor zehn Jahren intensiv diskutiert. Es müsste inzwischen allerorts klar sein, dass ein Anstieg der Notenbankgeldmenge keine Inflation verursacht. Siehe zum Beispiel die Schweiz.
Zur Erinnerung: Die Zentralbanken, die vor rund 10 Jahren die Zinsen zu früh erhöht hatten, trugen dazu bei, dass das Wachstum abgebremst wurde: Schweden: im Sommer 2010 und im Sommer 2011, die EZB im April und im Juli 2011, und Japan im Jahre 2000.
Dass das Jahr mit Inflation-Hysterie endet, ist traurig und total verrückt.
Happy New Year!