Interessant ist derzeit zu beobachten, dass namhafte Investmentbanken Staatsanleihen aufgrund der hohen Realverzinsung als Portfolio-Beimischung positiv gegenüberstehen, während die Bonität von UST-Anleihen von einer renommierten Rating-Agentur herab gestuft wird.
Fitch hingegen hat den USA die begehrte Spitzenbonität («AAA») mit dem Hinweis auf die anhaltende Abhängigkeit der US-Regierung von Schulden zur Finanzierung ihrer Ausgaben entzogen, mit erwarteten Defiziten von ~6% des BIP in den nächsten drei Jahren.
Die von der Öffentlichkeit gehaltenen US-Staatsanleihen belaufen sich im Übrigen auf ~97% des BIP.
Doch die Zinszahlungen im Verhältnis zum US-BIP sind deutlich niedriger als in den frühen 1990er Jahren. Es trifft zwar zu, dass sie im Vergleich zu den letzten Jahren deutlich gestiegen sind.
Aber, na und? Grosse Wirtschaft, grosses Defizit:
Die von den Rating-Agenturen zur Kreditwürdigkeit herangezogene Metrik der Schuldenquote («debt-to-GDP») ist ohnehin - gelinde gesagt - nicht einwandfrei.
Wenn das Wachstum (Nenner) sinkt, ergibt die «debt-to-GDP» Quote einen höheren Wert, da die Schulden (Zähler) im Bruch zunehmen.
Ferner ist es im Allgemeinen falsch, die wachsenden Haushaltsdefizite als Ursache und nicht als Ergebnis der realwirtschaftlichen Schwäche zu betrachten.
Der amerikanische Arbeitsmarkt ist immer noch stark (die Wirtschaft hat im Juli erneut eine beachtliche Zahl an Arbeitsplätzen geschaffen, wenn auch in etwas schwächerem Tempo).
Die Verbraucher geben immer noch Geld aus (Taylor Swift hat gerade weitere Termine zu ihrer Nordamerika-Tournee hinzugefügt), wie JPMorgan unterstreicht.
Und diese allgemeine wirtschaftliche Stärke spiegelt sich in den Gewinnen («sellers’ inflation») einer Reihe wichtiger Unternehmen wider, welche Rekordhöhen erreichen.
Die Frage ist:
Wann hat die US-Wirtschaft zuletzt ein so hohes Haushaltsdefizit bei so niedriger Arbeitslosigkeit erlebt? Die Antwort liefert heute die aktive Industriepolitik à la Bidenomics.
Das ist ein hohes Beschäftigungsbudget («high-employment budget»).
Der Begriff "Haushalt mit hoher Beschäftigung" bezieht sich i.d.R. auf einen Staatshaushalt oder eine Fiskalpolitik, die darauf ausgerichtet ist, ein hohes Beschäftigungsniveau in einer Volkswirtschaft zu erreichen und zu erhalten.
Dieses Konzept wird oft mit der keynesianischen Ökonomie in Verbindung gebracht, einer makroökonomischen Theorie, die von dem Ökonomen John Maynard Keynes entwickelt wurde.
Bei einem Haushalt mit hohem Beschäftigungsniveau erhöht die Regierung bewusst ihre Ausgaben für verschiedene Programme, Projekte und Initiativen, um die Wirtschaftstätigkeit anzukurbeln und Arbeitsplätze zu schaffen.
Dies kann durch direkte staatliche Ausgaben für Infrastrukturprojekte, Sozialprogramme, öffentliche Dienstleistungen und andere Initiativen geschehen, die einen hohen Faktor-Arbeit erfordern.
Haushalte mit hoher Beschäftigung werden häufig als antizyklische Maßnahme bei Wirtschaftsabschwüngen oder Rezessionen eingesetzt.
Erhöhte Staatsausgaben können zur Stabilisierung der Wirtschaft beitragen, indem sie die geringeren Ausgaben des privaten Sektors ausgleichen.
Es ist wichtig zur Kenntnis zu nehmen, dass ein Haushalt mit hoher Beschäftigung («high-employment budget») zwar positive Auswirkungen auf die Schaffung von Arbeitsplätzen und das Wirtschaftswachstum haben kann, aber auch eine sorgfältige Handhabung erfordert, um Inflation und andere mögliche negative Folgen zu vermeiden.
Außerdem kann die Wirksamkeit dieses Ansatzes je nach den spezifischen wirtschaftlichen Bedingungen, der Regierungspolitik und anderen Faktoren variieren.