Prof. David Andolfatto, der ehemalige Vize-Präsident der Fed St. Louis erstellt online ein interessantes Quiz, kostenlos und interaktiv.
Es geht um Krypto-Tokens, und insbesondere Bitcoin (BTC).
Zur Erinnerung:
Bitcoin (*) ist eine dezentrale «digitale Währung» (eigentlich ein Token), die 2009 von einer unbekannten Person oder Gruppe unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto geschaffen wurde.
Hier ist die Fragestellung:
Angenommen, jeder besitzt einen gleichen Anteil an BTC.
Angenommen, der Preis von BTC verdoppelt sich morgen.
Und daraus folgt, dass die Gesellschaft morgen wohlhabender wird, da sie ja über die doppelte Kaufkraft für Waren und Dienstleistungen verfügt.
Ist die Aussage Richtig oder Falsch?
Betrachten wir zunächst, was passiert, wenn sich der Preis von BTC verdoppelt:
Der Nominalwert der BTC-Bestände aller verdoppelt sich. In der Wirtschaft wurden aber dadurch keine neuen realen Güter oder Dienstleistungen geschaffen. Und es ist wichtig, zu unterstreichen, dass die Gesamtmenge an BTC unverändert bleibt.
Bei der Untersuchung von Reichtum/Kaufkraft müssen wir zudem Folgendes berücksichtigen:
Was schafft wirklichen Reichtum?
Die Produktion von Waren und Dienstleistungen.
Was geschieht bei Preisveränderungen von Vermögenswerten?
Eine Umverteilung der Kaufkraft.
Eine wichtige Erkenntnis ist:
Wenn sich der Preis von BTC verdoppelt, bedeutet das, dass «jeder BTC» in doppelt so viele US-Dollar/andere Währungen getauscht werden kann.
Allerdings:
Die Verkäufer von BTC erhalten mehr Kaufkraft. Die Käufer von BTC geben Kaufkraft ab. Für die Gesellschaft als Ganzes ist dies ein Nullsummen-Transfer.
Die Preiserhöhung allein schafft keine neuen Waren oder Dienstleistungen in der Wirtschaft: sie verändert nur die Ansprüche an bestehende Waren und Dienstleistungen.
Der reale Wohlstand einer Gesellschaft ist im Allgemeinen an Sachwerte, Infrastruktur, Arbeit und Produktivität gebunden.
Ein spekulativer Preisanstieg eines Vermögenswerts, wie beispielsweise bei BTC, trägt nicht zu diesen zugrunde liegenden Faktoren bei. Folglich bleibt der Gesamtreichtum einer Gesellschaft ohne eine Steigerung der Produktionskapazität oder der Ressourcen-Verfügbarkeit unverändert.
Die Antwort lautet daher: Falsch.
Fazit:
Ein Preisanstieg bei BTC (oder einem anderen Vermögenswert) allein macht die Gesellschaft real nicht reicher; sie führt lediglich zu einer Umverteilung der Kaufkraft zwischen Käufern und Verkäufern.
Realer gesellschaftlicher Wohlstand entsteht durch die Produktion von mehr Waren und Dienstleistungen, nicht durch Preisänderungen bei Vermögenswerten.
Dies ist vergleichbar damit, dass eine Verdoppelung des Hauspreises die Gesellschaft nicht doppelt so wohlhabend macht - es bedeutet nur, dass die Käufer mehr Ressourcen aufgeben müssen, um das gleiche Haus zu erwerben.
(*) Hier sind die wichtigsten Aspekte von Bitcoin:
Bitcoin, der ja nur auf Blockchain funktioniert, ist keine Währung, sondern eine Ware, ein Spekulationsobjekt.
Das Storytelling «Bitcoin schütze vor Inflation» ist irreführend. Zudem taugen Krypto Tokens überhaupt nicht zur Diversifizierung im Asset-Portfolio bei. Korrelation zu einigen Aktien-Indizes ist nämlich sehr stark.
Im Wesentlichen bedeutet „hohes Beta“ bei Kryptowährungen, dass der Preis im Vergleich zu stabileren Finanzanlagen eine Achterbahnfahrt ist.
Darüber hinaus gilt es auch Umwelt und Klima Aspekte zu betrachten. Einer UNO-Studie zufolge verbraucht das Generieren von Krypto-Token mehr Strom als viele bevölkerungsreiche Länder wie etwa Pakistan. Und der Grossteil des Stroms stammt aus fossilen Energieträgern. Ganz konkret: mit der CO2-Emission einer Bitcoin-Transaktion können fast 1,9 Millionen VISA-Transaktionen durchgeführt werden.
(**) Dogecoin, eine spekulative Münze, die durch nichts gestützt wird, schoss nach oben nachdem Trump Pläne zur Schaffung einer Regierungsbehörde namens DOGE bekannt gab, die die von Elon Musk, einem Dogecoin-Evangelisten, mit geleitet werden soll. Seine Marktkapitalisierung von 55 Milliarden Dollar übertrifft jetzt die von Ford Motor.